Die Form der Ohren verändert sich: Die Kollagenproduktion spielt dabei eine Rolle.

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Auf dem Foto hat die Großmutter ein schmales Gesicht, ihr Haar ist dünn, die Gestalt hager. Klein und zerbrechlich wirkt die alte Frau. Was besonders auffällt: die langen Ohren und die überdimensional große Nase. "Im Vergleich zum Rest des Gesichts werden Nase und Ohren im Alter tatsächlich größer, hauptsächlich durch das Erschlaffen des Gewebes", erklärt Wolfgang Luxenberger, HNO-Arzt und Vorstandsmitglied der Österreichischen HNO-Gesellschaft.

Mit den Jahren verliert der menschliche Körper an Flüssigkeit. Die Bandscheiben werden weniger elastisch und verlieren an Höhe. Der Mensch schrumpft insgesamt um mehrere Zentimeter. Auch im Gesicht verschieben sich die Proportionen. Die Muskulatur wird schwächer, das Unterhautbindegewebe schwindet, und im Bereich der Wangen wird Unterhautfettgewebe abgebaut. Der Unterkiefer verändert sich durch den Knorpelabbau. "Dadurch wirkt das Gesicht kantiger und gleichzeitig schmäler, Nase und Ohren treten mehr heraus", erklärt Katharina Pils, Geriaterin und Leiterin des Instituts für Physikalische Medizin und Rehabilitation der Wiener Rudolfstiftung.

Konsistenz verändert sich

Doch nicht nur die Größenverhältnisse ändern sich, Nase und Ohren nehmen im Alter tatsächlich andere Formen an. Der Grund dafür ist, dass sich Konsistenz und Festigkeit des Strukturproteins Kollagen, das für Zugfestigkeit und Spannkraft verantwortlich ist, verändern. "Das Bindegewebe hat weniger Spannung, die Festigkeit des Knorpels nimmt ab, die Haut wird weicher, ausgedehnter und minimal größer", erklärt Pils. Gesundheitliche Probleme bringt die vergrößerte Optik von Nase und Ohren nicht mit sich.

"Es handelt sich um natürliche Vorgänge, die lediglich kosmetische Auswirkungen haben", beruhigt Luxenberger. Abgesehen davon können Hauterkrankungen wie zum Beispiel Rosacea die Nase mit zunehmendem Alter optisch vergrößern. "Dabei handelt es sich um ein entzündliches Hautleiden, bei dem die Drüsen wachsen und die Nase unförmig wird", erklärt der HNO-Arzt. Landläufig spricht man von der Schnaps- oder Knollennase. Wenn die Betroffenen stark unter der sozialen Ausgrenzung leiden, kann eine Operation die Nase wieder verkleinern.

Spannkraft im Fuß

Anders sieht die Sache bei den Füßen aus: Die sich mit den Jahren verändernde Anatomie bringt durchaus Schädigungen mit sich. Auch die Füße "dehnen" sich im fortgeschrittenen Alter. Denn die Muskulatur, die das Fußgewölbe im Spannungszustand erhält, nimmt mit den Jahren ab. "Durchgetretenes Fußgewölbe ist mit einer Kuppel vergleichbar, bei der die Spannung fehlt", erklärt Pils, "sie sinkt nach unten und braucht mehr Platz für die Breite."

Je mehr es an Muskelkraft fehlt, umso breiter wird mit den Jahren der Fußabdruck. Die Statik des Fußes stimmt nicht mehr. Die Folgen reichen von Hühneraugen über Druckstellen bis hin zu veränderten, zum Teil schmerzhaften Zehenstellungen, weil die Schuhe nicht mehr richtig sitzen.

"Blasen sind im Alter nicht nur lästig, sondern auch gefährlich. Die Durchblutung ist schlechter, die Abwehrkräfte schwächer", erklärt Pils. Wenn die Zehen schief stehen, erhöht sich außerdem das Risiko von Pilzinfektionen und offenen Stellen. Mit gezieltem Training oder Elektrotherapie lässt sich gegen das absinkende Fußgewölbe ankämpfen. "Es ist vernünftig, möglichst früh gegenzusteuern", empfiehlt Pils. Das heißt: die Füße ein Leben lang gut pflegen, regelmäßig zur Fußpflege gehen, Druckstellen vermeiden, hochwertige Schuhe tragen und die Fußmuskulatur mit speziellen Übungen trainieren. Wer bereits einen abgeflachten Fuß hat, kann das mit Einlagen ausgleichen. "Der Alterungsprozess wird dadurch nicht gestoppt, aber er verzögert sich", ist die Geriaterin überzeugt.

Haarige Sachen

Auch Hormone wirken sich auf den Alterungsprozess aus. Bei Frauen nimmt der Östrogengehalt ab, Männern produzieren weniger Testosteron. Das führt bei Haut, Haaren und Nägeln zu Veränderungen wie struppigem oder ausfallendem Haar. Da die Steuerungsfunktion verlorengeht, kommt es auch vor, dass Haare an bisher unbehaarten Körperstellen wachsen.

Auch der sogenannte insulinähnliche Wachstumsfaktor spielt im Alterungsprozess eine Rolle. "Heute weiß man, dass er etwa an chronischen Entzündungsprozessen und am vorzeitigen Muskelabbau beteiligt sein könnte", sagt Pils. Seine konkrete Rolle in Hinblick auf die Gebrechlichkeit älterer Menschen ist allerdings noch nicht völlig geklärt. (Maria Kapeller, 21.7.2018)