Salzkammergut – Erinnert sich noch wer an den ersten X3? Aus Grazer Fertigung? Verarbeitungsqualität 1A, aber die optionale Sportfederung, meine Güte, die rüttelte dir die Bandscheiben, die Plomben raus. BMW argumentierte seinerzeit, die Rede ist von 2003 aufwärts, dies sei eben ein SAV, ein Sports Active Vehicle, keine SUV mit utilitärem Charakter im Vordergrund. Sport und aktiv sei hingegen bei der stets dynamischen weißblauen Nobelmarke prioritär, das sei man seiner Kundschaft schuldig. Ehrensache.

Jetzt, X4. Das Coupé des X3.
Foto: BMW

Marketinggewäsch, eh klar. Das sollte aus dem Makel Glorie machen. Dem Makel, dass ein Auto der Hochbaufraktion nun mal die Fahrwerker vor enorme Herausforderungen stellt. Die Welt hat auch das überstanden, und sieht man sich jetzt den neuen X4 an, das X3-Derivat mit der neckischen Coupésilhouette, so kann man nur staunen, was die inzwischen dazugelernt haben. Komfort und Athletik in geradezu souveräner Symbiose und Darbietung. So jedenfalls der Primäreindruck von der Präsentation im schönen Salzkammergut rund ums Gummibärlibrausegetränkparadies Fuschl.

Größer, leichter, athletischer, sauberer und agiler, so kommt der neue X4 des Weges. Man könnte auch sagen: sauteuer, aber er wirkt.
Foto: BMW

Mit 1,62 Metern ist der Neue einen Tick flacher als der Alte. 15 Zentimeter höher als die 5er Limousine wäre das – dabei ohne nennenswerte Abstriche beim Federungskomfort. Auch zur Seitenneigung, Kurvenstabilität, immer ein Haupthandicap bei Autos mit höherem Schwerpunkt, gilt, wie beim Antialkoholiker nach dem Heurigenbesuch: wankt nicht.

Der Innenraum des X4.
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Gegenüber dem Vorgänger hat der X4, anders als bei der Höhe, in Länge, Breite und Radstand zugelegt – um 8,1, 3,7 und 5,4 cm. Auch das erklärt die neue Sattheit beim Abrollen, und dass er dabei bis zu 50 Kilos abgespeckt hat, eine Karena-Einheit quasi, kommt ebenfalls der Agilität zugute. Der X4 ist also richtig gut in Form und beeindruckend harmonisch komponiert.

Schon schön.
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Jetzt ist es so. Der X4 stammt, wie auch X3, X5, X6 und X7 (ab 2019) aus BMWs Ami-Werk Spartanburg. Ein neicher, also neuer, Onkel aus Amerika. Wer von dort nix haben will, weil er den wirtschaftskriegerischen Präsidenten nicht mag, kann eigentlich nur zwei SUVs der Marke kaufen: X1 und X2. Die kommen aus Leipzig.

Hoch und flach.
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Andererseits: Getriebe (phänomenale 8-Gang-Wandlerautomatik von ZF) und Motoren stammen aus Europa, die meisten Aggregate sogar aus Österreich: alle vier Diesel sowie der Top-Benziner M40i mit g'schmackigen 354 PS. Und keine Sorge wegen der Umwelt, sämtliche Aggregate bis auf die zwei kleinen Diesel (EU 6c) sind 6d-temp-zertifiziert. Was hingegen beim X4 nicht kommt, anders als beim X3 (ab 2020), ist eine batterieelektrische Version.

Erfolgsgeschichte

Ob der X4, BMWs zweites SUV-Coupé nach dem Macho-Prügel X6, überhaupt ein Erfolg war, fragen Sie? Urteilen Sie selbst: Seit seinem Erscheinen 2014 verkaufte er sich rund 200.000 Mal. (Andreas Stockinger. 29.7.2018)

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