Wieso nur in der U6? Wieso sollen nur in der U6 stark riechende Lebensmittel ("Döner macht schöner, Pizza macht spitzer") verboten werden? Was ist mit U1, U2, U3, U4? (Die U5 kommt erst.) Die sind olfaktorisch in Ordnung? Oder essen die Passagiere dieser Linien lediglich geruchsfreie Speisen der Haute Cuisine? Geeiste Ameiseneier an geräucherten Fasanenzungen? Hier beginnt es nach einem/einer Gleichbehandlungsbeauftragten für Wiener U-Bahn-Linien zu riechen.

Die U6 gilt offenbar als der Paria der Wiener Linien. Gut, sie verläuft vom herben Nordosten Wiens in den nicht weniger erdigen Südwesten und streift dabei entlang des Gürtels Bezirke mit stark döner- und käsekrainerlastiger Ernährungsgrundlage. Aber darf man – beziehungsweise die Stadträtin Ulli Sima – sie deswegen diskriminieren?

Wenn man sich auf solche Themen einlässt und konsequent ist, wird es bald problematisch. Was ist mit den Energydrinkdosen in den Sitzspalten? Mit den Gratiszeitungen, die sich gleichmäßig auf den Sitzen und dem Fußboden verteilen? Müsste eine fürsorglich strenge Stadtverwaltung nicht etwas gegen die Gefährdung durch meist junge Frauen unternehmen, die – den Blick fest aufs Smartphone gerichtet – schlafwandlerisch in die Wagons aus- und einsteigen?

Und wenn wir schon beim Verbieten sind: Wieso muss man in öffentlichen Verkehrsmitteln überhaupt essen? (Hans Rauscher, 20.7.2018)