Der Bahnhof in Ostermiething ist menschenleer, nachdem die Fahrgäste ins Auto umgestiegen sind. Mit dem Lokalexpress brauchen Pendler 45 Minuten in die Stadt Salzburg.

Foto: Stefanie Ruep

Der Bahnhof liegt rund 15 Gehminuten außerhalb des Ortsgebiets von Ostermiething.

Foto: Stefanie Ruep

Die Lokalbahnstation am Hauptbahnhof ist derzeit eine U-Bahnstation ohne U-Bahn.

Foto: Stefanie Ruep

Zugfahren fasziniert Kinder. "Komm Mama, da hinten steht schon der Wagon", sagt das achtjährige Mädchen zu ihrer Mutter und zieht sie an der Hand hinter sich her. Die Salzburger Lokalbahn S11, der "Lokalexpress Ostermiething", steht in der unterirdischen Station unter dem Salzburger Hauptbahnhof bereits bereit. Es ist eine U-Bahn-Station ohne U-Bahn. Denn einige Hundert Meter nach der Abfahrt fährt die Lokalbahn bereits wieder an die Oberfläche.

Die Schaffnerin geht durch, um die Tickets zu kontrollieren. Fahrscheine können hier auch noch im Zug gekauft werden. Die Fahrgäste auf dem Weg in den Flachgau und weiter ins Innviertel sind an diesem Nachmittag überwiegend weiblich. Bei der ersten Haltestelle Itzling steigen noch einige Pendler ein. Mit der geplanten Verlegung der Haltestelle um 350 Meter nach Norden soll die Lokalbahn mehr an den neuen Universitätsstandort Itzling, die sogenannte "Science City" und den "Techno-Z", heranrücken.

Nicht der einzige Zukunftsplan für die Lokalbahn. Seit Jahrzehnten ist das Ziel, den Schienenstrang durch die Salzburger Innenstadt in den Süden auszubauen. Bisher scheiterten die Pläne am politischen Willen und an der Finanzierung.

Verlängerung bis Mirabell

Doch das Projekt nimmt wieder Fahrt auf. Die Landesregierung hat die Stadtregionalbahn in ihr Arbeitsprogramm geschrieben. In einem ersten Schritt soll die Verlängerung zumindest bis zum Schloss Mirabell gehen. Die 750 Meter zusätzliche Strecke werden mit Baukosten von 140 Millionen Euro veranschlagt. Dann gäbe es eine zweite U-Bahn-Haltestelle in Salzburg, und die Lokalbahn wäre eine ganze Station unterirdisch unterwegs. Mini-U-Bahn quasi. Langfristiges Ziel ist aber eine Durchbindung bis Hallein. Es ist ein Puzzlestück, damit Salzburg den Titel als Stauhauptstadt Österreichs loswird.

Während auf der Straße der Abendverkehr Richtung Bergheim bereits stockt, fährt die Lokalbahn zügig aus der Stadt hinaus und am Stau vorbei. Die Park-and-Ride-Anlage an der Haltestelle Bergheim ist bis auf den letzten Parkplatz mit Autos mit Flachgauer und Braunauer Kennzeichen gefüllt. Insgesamt nutzten im Vorjahr 4.950.000 Fahrgäste die Salzburger Lokalbahn, um dem städtischen Stau zu den Stoßzeiten zu entgehen.

Stadtauswärts hat die Verlängerung der Lokalbahn bereits geklappt. Ein fast historisches Ereignis in der österreichischen Verkehrsgeschichte. Denn erstmals seit mehr als 80 Jahren wurde eine neue Regionalbahnstrecke gebaut. Seit Dezember 2014 fährt die Lokalbahn bis nach Ostermiething im oberösterreichischen Innviertel. Zuvor war in Trimmelkam Endstation. Durch die Verlängerung hat die Bahn 100.000 zusätzliche Fahrgäste pro Jahr gewonnen, heißt es vom Betreiber Salzburg AG. Die Tendenz sei steigend, denn am Park-and-Ride-Platz in Ostermiething wachse die Auslastung stetig.

Die letzten Meter mit dem Auto

Das zeigt sich auch vor Ort. Die 80 Stellplätze sind fast alle belegt, der Fahrradabstellplatz dafür ziemlich leer. Etwa elf Pendler steigen an der Endstation aus. Die Aufenthaltsdauer an dem Kopfbahnhof hält sich in Grenzen. Ruckzuck steigen die Fahrgäste um ins Auto oder werden abgeholt. Nach nicht einmal zwei Minuten herrscht gähnende Leere auf dem Endbahnhof, der etwa 15 bis 20 Gehminuten vom Ortszentrum entfernt liegt.

Der Bahnhof Ostermiething – gestaltet vom Salzburger Architekten Udo Heinrich – wäre aber gut ausgestattet. Ein Kiosk versorgt die Pendler morgens mit Kaffee und Frühstück. Im Sommer ist abends geschlossen. Der kleine Hunger kann am Snackautomaten gestillt werden. Eine selten gewordene Bahnhofsinfrastruktur gibt es in der 3300 Einwohnergemeinde noch: ein Münztelefon. Saubere Toilettenanlagen und ein Warteraum sind obligat. Doch aufhalten tut sich hier nach der Arbeit niemand lange. Bei den warmen Temperaturen locken eher das Erlebnisbad oder ein kühles Bier im nahe gelegenen Stiegl-Gut Wildshut. Auch hier hält die Lokalbahn. (Stefanie Ruep, 21.7.2018)

Die Serie Endstation beschreibt in loser Folge die Endpunkte öffentlichen Verkehrs.