Nicholas Bussmanns Arbeit "Video No. 2".

Foto: Courtesy Nicholas Bussmann. © Bildrecht, Wien, 2018. Foto: Günter Kresser

Innsbruck – "Build a World!" Der Aufruf in greller LED-Laufschrift klingt in Zeiten wie diesen nach einem verlockenden Versprechen – oder doch eher nach schierer Überforderung? Nach der Möglichkeit, Gesellschaft zumindest im Kleinen neu zu denken, oder nach dem überheblichen neoliberalen Aufruf, sich doch nicht so anzustellen und endlich was weiterzubringen?

Nicholas Bussmanns "Wanderdünen".
Courtesy Nicholas Bussmann © Bildrecht, Wien, 2018 Foto: Günter Kresser

Nicholas Bussmanns speziell für die Innsbrucker Ausstellung Amelica produzierte Arbeit lässt alle Assoziationen zu und ermöglicht das Weltenbauen auch ganz direkt und analog an drei zu Sandkisten umfunktionierten Tischen. Die Arbeit Wanderdünen behandelt Themen, die sich durch die ganze Ausstellung ziehen: Das immer neue Schaffen und Adaptieren individueller Settings, das Austesten von Improvisation und der Möglichkeiten, den strengen Akt des Wiederholens zufällig oder subversiv zu brechen.

Elektronische Musik und performative Settings

Die immer mitschwingenden rhythmischen Strukturen verweisen wohl auf Bussmanns Herkunft als Musiker. Als Cellist ist der in Berlin lebende Künstler seit den 1990er-Jahren in der elektronischen Musik und in performativen Settings verortet.

Die Arbeit Video No. 2 zeigt einen Schaffner, der am Bahnhof einen neuen Kollegen einschult. Die Szene gerät bald zu einem schrägen Schauspiel imitierter Gesten, die nie so recht gelingen wollen. Gesten des eigenen Körpers inszeniert Bussmann in der Arbeit Etüde in Bürgerlichen Gefühlen. Seine Aktfotos dekonstruieren das Ideal des hingebungsvollen Künstlergenies.

Nicholas Bussmanns "Revolution Songs in an AI Environment".
Courtesy Nicholas Bussmann © Bildrecht, Wien, 2018 Foto: Günter Kresser

In der Rauminstallation Amelica ist es das Format der Kunstausstellung selbst, das dekonstruiert wird. Da ist nämlich zuerst einmal gar nichts, nur eine Stimmung aus diffusen Nebelschwaden und melancholischer Musik. Ganz gegensätzlich zur Stimmung in Revolution Songs in an AI Environment, das die große Halle im Untergeschoß bespielt. Laut und kämpferisch geht es hier zu, wenn ein umgebauter Bösendorfer-Flügel automatisiert Revolutionslieder aus drei Jahrhunderten spielt. Auch Revolutionen haben ja immer schon eins getan: eine neue Welt gebaut. (Nicola Weber, 23.7.2018)