Helsinki – Neue Erkenntnisse zum Zeitalter des Eem präsentiert ein internationales Forscherteam im Fachmagazin "Nature Communications". Demnach war diese letzte Warmzeit vor der heutigen einigen Instabilitäten unterworfen, die auch für Prognosen zur aktuellen Klimaentwicklung Aufschlüsse bieten könnten.

Das Eem, benannt nach einem Fluss in den Niederlanden, war die letzte Warmzeit vor der des Holozäns, in der sich die menschliche Zivilisation entwickelt hat. Es begann vor etwa 129.000 Jahren nach dem Abklingen der Riß-Kaltzeit, und endete vor 116.000 Jahren, als die Würm-Kaltzeit das Eis zurückbrachte. Diese milden Jahrtausende hätten klimatisch der Gegenwart geähnelt, im Schnitt lagen die Temperaturen damals sogar über denen des Holozäns.

Stotternde Wärmepumpe

Mitten in dieser Wärmephase gab es aber Kälteeinbrüche, die sich vor allem auf Nordeuropa auswirkten, berichten Forscher unter der Leitung von Sakari Salonen von der Universität Helsinki. Das zeigen geologische Ablagerungen in Sokli im Norden Finnlands. In einer tiefen Senke überdauerten dort die Zeugnisse der Warmzeit die zwischen damals und heute liegende Vergletscherung.

In den nun festgestellten Kälteeinbrüchen, die jeweils einige hundert Jahre anhielten, sanken die Temperaturen in Nordeuropa um einige Grad. Waldregionen verwandelten sich dadurch in Tundra.

Die Forscher bringen diese Phasen mit Schwankungen der Nordatlantischen Zirkulation in Zusammenhang. Mit dem Nordatlantikstrom als Ausläufer des Golfstroms sorgt diese Zirkulation dafür, dass Europa ein milderes Klima hat als Regionen, die auf anderen Kontinenten vergleichbar weit nördlich liegen. Die geologischen Zeugnisse aus dem Eem zeigen aber, dass dieses System störanfällig ist – auch und vielleicht sogar besonders dann, wenn das Klima warm ist. (red, 23. 7. 2018)