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Das Geschäft von Alphabet läuft weiter hervorragend.

Foto: Pawel Kopczynski / Reuters

Der Google-Mutterkonzern Alphabet bekommt seine Kosten in den Griff und wird profitabler. Die operative Marge stieg im zweiten Quartal auf 24 Prozent von 22,5 Prozent zu Jahresbeginn. Der Gewinn litt allerdings unter der Rekord-Kartellstrafe der EU-Kommission von mehr als vier Milliarden Euro. Der Überschuss sank unter Berücksichtigung der Strafe auf 3,2 Milliarden Dollar nach 3,52 Milliarden Dollar vor einem Jahr. Investoren zeigten sich dennoch überzeugt: Die Aktie legte im nachbörslichen Handel um 3,6 Prozent zu.

Dominanz

Trotz des Streits über sein Betriebssystem Android und einer Reihe von Auflagen der Kartellbehörden stellte Google seine Dominanz auf dem Online-Werbemarkt erneut unter Beweis. Das Unternehmen konnte seinen Umsatz nun seit zwei Jahren in jedem Quartal um mehr als 20 Prozent erhöhen. "Es gibt keinen Zweifel an der Vorherrschaft von Google auf dem Markt für digitale Werbung", lobte Analyst Richard Kramer von Arte Research. Gleichwohl sei der Ausblick weiter von Bedenken wegen der Kostenentwicklung belastet.

Details

Der Suchmaschinenbetreiber konnte Umsatz und Gewinn kräftiger steigern als erwartet. Der Umsatz legte auf 32,66 Milliarden Dollar zu. Analysten hatten mit 32,17 Milliarden gerechnet. Besonders erfreuen dürfte Alphabet dabei, dass die "anderen Umsätze" – also das Geschäft jenseits der Werbung – deutlich überdurchschnittlich wachsen. Diese Sparte, die unter anderem Googles Cloud-Geschäft, aber auch Hardware und die Einnahmen aus dem Play Store umfasst, macht mittlerweile 14 Prozent der Einnahmen von Alphabet aus. In absoluten Zahlen ist das ein Umsatz von 4,4 Milliarden Dollar, was wiederum einem Wachstum von 37 Prozent im Vergleich zum Vorjahr entspricht.

Cloud

Welche der einzelnen Kategorien am stärksten zum Wachstum der "anderen Umsätze" beigetragen hat, schlüsselt Alphabet nicht auf. Allerdings ist davon auszugehen, dass hier die Cloud-Branche einen besonders starken Einfluss hatte. Immerhin konnte Google in den letzten Monaten gleich mehrere große Deals an Land ziehen. So lagert die Handelskette Target einen Teil ihres Geschäfts in die Google Cloud aus, auch Soundcloud begibt sich dorthin.

Chromebooks

Und ein weiteres interessantes Detail: Laut Google-Chef Sundar Pichai hat das Volumen an verkauften Chromebooks, die über Google-Services administriert werden, im Jahresvergleich um 175 Prozent zugenommen. An den Chromebooks selbst verdient Google zwar nicht, da diese meist von Drittherstellern produziert werden, Google bietet für Firmenkunden und Bildungsinstitutionen aber kostenpflichtige Dienste an, die die einfache Administration vieler Geräte ermöglichen.

Waymo und Co

Die unter der Kategorie "Other Bets" zusammengefassten Zukunftshoffnungen wie die selbstfahrenden Autos von Waymo oder auch die Internetballone von Loon lässt sich das Unternehmen hingegen weiterhin einiges kosten. Die Umsätze kamen hier nur auf 145 Millionen Dollar bei einem Verlust von 732 Millionen – im Vorjahresquartal lag dieser Wert bei 633 Millionen Dollar.

Hintergrund

Die EU-Wettbewerbshüter hatten dem kalifornischen Unternehmen vorgeworfen, seine Dominanz bei Software für Mobilgeräte auszunutzen, und eine Strafe von 4,3 Milliarden Euro verhängt. Das Unternehmen habe Smartphone-Herstellern und Mobilfunknetzbetreibern seit 2011 unzulässige Vorschriften für die Verwendung von Android gemacht und verlangt, bestimmte Google-Apps vorzuinstallieren. Damit habe Google Android dazu verwendet, die marktbeherrschende Stellung seiner Suchmaschine zu festigen, hatte die EU-Kommission argumentiert.

Alphabet weist die Vorwürfe zurück und will Rechtsmittel einlegen. Auch US-Präsident Donald Trump hat die Strafe gegen Google scharf kritisiert und als weiteren Beleg für seine These herangezogen, dass die EU die USA ausnutze.

Wichtiges Detail

Schon im vergangenen Jahr hatte eine Strafe der EU-Kommission von 2,4 Milliarden Euro das Ergebnis von Google belastet, das erklärt den recht moderaten Rückgang des Gewinns im Jahresvergleich. Damals wurde das Unternehmen für die Bevorzugung seines Preisvergleichsdiensts Google Shopping verurteilt. Ein dritter Fall wegen des Anzeigendiensts Adsense ist noch anhängig. Allerdings verfügt Google über Finanzreserven von 89 Milliarden Euro. (Reuters, red, 24.7.2018)