München – Die größten Landlebewesen aller Zeiten stampften nach bisherigen Erkenntnissen vor rund 95 Millionen Jahren während der Oberkreide über die Erde: 2011 legten Paläontologen in der argentinischen Provinz Chubut fossile Überreste eines Wesens aus dieser Ära frei, das etwa 40 Meter lang, bis zu 20 Meter hoch und rund 80 Tonnen schwer gewesen sein dürfte. Der Sauropode aus der Gruppe der Titanosaurier gilt seither als Rekordhalter unter den Urzeitriesen und hinterließ entsprechend unvergleichlich große Fußabdrücke.

Nun aber haben Wissenschafter die Untersuchungsergebnisse von Fossilien eines bereits vor Jahrzehnten entdeckten Dinosauriers in der Fachzeitschrift "PeerJ" veröffentlicht, die auf ein vergleichbar großes Tier hinweisen: Die Analysen ergaben immerhin, dass der entsprechende Sauropode zu Lebzeiten die größten bisher bekannten Füße besessen haben dürfte. Das internationale Team rund um Anthony Maltes von der University of Kansas kam bei den aktuellen Messungen zu dem Schluss, dass der Fuß des gigantischen Wesens fast einen Meter lang war – und damit größer als alle bisher bekannten entsprechenden Funde.

Der größte bisher entdeckte Dinosaurierfuß aller Zeiten.
Foto: KUVP archives

"Bigfoot" ist ein Brachiosaurier-Verwandter

Unter anderem aufgrund des untersuchten Mittelfußknochens identifizierten die Forscher das "Bigfoot" getaufte Tier als nahen Verwandten der Brachiosaurier. Ob der Dinosaurier tatsächlich größer war als etwa Argentinosaurus oder Patagotitan, die beide bis zu 90 Tonnen gewogen haben, ist allerdings noch nicht erwiesen. Den bisherigen Messungen zufolge sollen sich die Beckenknochen von "Bigfoot" zu seinen Lebzeiten rund vier Meter über dem Boden befunden haben. Aktuell gehen die Paläontologen von einem Gesamtgewicht von mindestens 40 Tonnen aus.

Freigelegt wurden die Fossilien durch Maltese und seine Kollegen schon vor 20 Jahren im US-Bundesstaat Wyoming. Zwischenzeitlich ergaben die Vergleiche mit einem an derselben Stelle gefundenen fast kompletten kleinen Brachiosaurus nur wenige Parallelen. Auch bei einem ebenfalls in der Nähe freigelegten Diplodocidus fanden sich kaum Hinweise auf eine direkte Verwandtschaft. Damit liege für die Forscher nahe, dass das Fossil von einem extrem großen Tier einer neuen Art stamme.

"Bigfoot" konnte wahrscheinlich Blätter von 20 Meter hohen Bäumen knabbern.
Illustr.: Davide Bonadonna

Überraschend weit verbreitet

Von Maltese, Emanuel Tschopp, Femke Holwerda und David Burnham durchgeführte 3D-Scans und andere detaillierte Messungen untermauerten nun immerhin, dass der Dinosaurier mit Brachiosauriern näher verwandt gewesen ist. Die Riesen bewohnten demnach vor 150 Millionen Jahren ein großes Gebiet vom östlichen Utah bis zum nordwestlichen Wyoming. "Das ist überraschend", meint der Schweizer Paläontologe Tschopp vom American Museum of Natural History in New York,. "Viele andere Sauropoden haben in dieser Zeit kleinere Gebiete bewohnt."

Der Studie zufolge ist es auch einer der nördlichsten Funde eines Brachiosaurus-Verwandten in der Morrison-Formation, die sich in den westlichen Vereinigten Staaten bis nach Kanada zieht und zahlreiche Dinosaurier-Fossilien birgt. "Die Gesteine aus der Jurazeit im westlichen USA sind sehr reich an Sauropoden. Wir wissen, dass es da sehr große Tiere gegeben hat", sagte Oliver Rauhut, Dinosaurier-Experte und Konservator an der Bayerischen Staatssammlung für Paläontologie und Geologie. Deshalb sei der Fund sehr interessant. "Es ist absolut faszinierend, dass so viele solcher riesigen Pflanzenfresser dort zusammengelebt haben, ohne dass sie die Landschaft kahl gefressen haben." (tberg, red, 24.7.2018)