Firefox und Edge liegen am Desktop weit abgeschlagen hinter Google Chrome, der von rund zwei Dritteln aller User eingesetzt wird.

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Vor neun Jahren war die Browserwelt für Microsoft und Mozilla noch in Ordnung. Firefox fand als offene Alternative zum Internet Explorer fleißig neue Nutzer. Mit einem Marktanteil von über 65 Prozent gab es in Redmond aber nur begrenzten Grund zur Sorge. Google hatte Android erst seit einigen Monaten vorgestellt, und auch der Browser Chrome war noch ganz frisch auf dem Markt. Der Konzern aus Mountain View war für viele vor allem mit seiner damals schon mächtigen Suchmaschine verknüpft.

Die Zeiten haben sich allerdings geändert, wie man den von Statista gesammelten Daten der Analyseplattform Statcounter entnehmen kann. Und der Wandel war drastisch. Über 30 Prozent der Desktopnutzer konnte Firefox 2009 und 2010 auf sich versammeln. Ein Höchstwert, den man nie wieder erreichen sollte, während der Internet Explorer auf 50 Prozent absackte. Heute scheinen die sogenannten "Browser Wars" ("Browserkriege") entschieden – und die Surftools von Microsoft und Mozilla zum Nischenprodukt geworden zu sein.

Die von Statista visualisierten Daten sprechen eine eindeutige Sprache.
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Chrome als neuer "Internet Explorer"

Mit knapp 67 Prozent Nutzeranteil steht Chrome nun dort, wo der Internet Explorer einst war. Dieser und sein Nachfolger Edge vereinen nur noch sieben Prozent auf sich. Dazwischen, und mit etwas mehr als elf Prozent auch schon am Rande der Einstelligkeit, steckt der Firefox.

Andere Browser sind im Hinblick auf den Gesamtmarkt fast inexistent. Die vor allem in den Anfangsjahren aggressiv betriebene Werbung für Chrome, der gefühlt auf fast jeder Google-eigenen Seite angepriesen wurde, hat sich ausgezahlt.

Edge ging schnell die Luft aus

Dabei kann man Googles Konkurrenz in den letzten Jahren kaum Untätigkeit vorwerfen. Nach langen Jahren des Zögerns und strategischer Fehlentscheidungen brachte Microsoft mit Windows 10 auch einen Nachfolger für den angestaubten Internet Explorer. Man versuchte sich an allerlei Optimierungen, Touchfreundlichkeit, "sozialen" Funktionen und anderen Features.

Doch zum Release war Edge noch zu unfertig, um mitzuhalten. Dass er nur für Windows 10 verfügbar war, dessen Installationsraten hinter den Prognosen von Microsoft zurückblieben, machte das Momentum bald zunichte.

Keine Trendwende durch "Quantum"

Bei Mozilla verzichtete man lange auf einen großen "Push" und setzte auf kleinere Verbesserungen. Jedoch handelte sich Firefox über die Jahre den Ruf ein, immer behäbiger und ressourcenfressender zu werden – mehr noch als Chrome, der auch schnell den Ruf genoss, gerne viel Arbeitsspeicher zu beanspruchen. Immer wieder kündigten die Firefox-Entwickler Performanceverbesserungen an, die meist hinter den Erwartungen zurückblieben.

Eine Art "Neustart" wagte man aber erst Ende vergangenen Jahres mit "Quantum". Die in die Jahre gekommene Basis des Surftools sollte entrümpelt, der Browser wieder pfeilschnell werden. In Benchmarks erzielte er bald beachtliche Ergebnisse, doch besonders viele Umsteiger fanden sich offenbar trotzdem nicht.

Im Vergleich zu Ende 2017 ist der Nutzeranteil der Browser von Microsoft und Mozilla weiter gesunken, wenn auch nicht mehr um viel. Das könnte bedeuten, dass man am Desktop bald auf seine absolut eingefleischten User reduziert ist. Ob man sich hält oder der Schwund sich nur verlangsamt, bleibt abzuwarten. Eine Trendwende ist vorerst nicht in Sicht.

Chrome auch mobile absoluter Platzhirsch

Auf mobilen Endgeräten ist die Situation fast noch drastischer. Hier liegt Chrome in den Statcounter-Zahlen zwar "nur" bei einem Nutzeranteil von 55 Prozent. Das restliche Feld gehört aber fast gänzlich Apples Safari (17,2 Prozent, entspricht in etwa dem Marktanteil des iPhone) und vor allem in China populären Browsern.

Nummer drei ist der UCBrowser, der auf fast 14 Prozent kommt. Danach folgen Samsung (5,1 Prozent) und Opera (4,6 Prozent), der mobil mittlerweile von viel mehr Menschen verwendet wird als sein Desktop-Pendant. Firefox und Edge sind sowohl auf iOS als auch auf Android verfügbar. Beide kommen aber jeweils auf gerade einmal 0,3 Prozent.

Politische Komponenten

Diese Situation hat auch eine Nebenrolle beim Urteil der EU-Kommission gegen Google gespielt. Denn jeder Hersteller, der Android verwendet und sich für die Anbindung an den Play Store zertifizieren will, muss mehrere Apps des IT-Riesen vorinstallieren. Darunter befindet sich auch der Chrome-Browser. Die Kommission kritisierte die Verpflichtung, den Browser aufzuspielen, da dieser als Vehikel für die Suchmaschine des Konzerns angesehen wird, gegen deren marktbeherrschende Stellung man unter anderem vorgeht.

Allerdings gibt Google nicht vor, dass Chrome als Standardbrowser eingerichtet werden muss. Trotzdem tun es die meisten Hersteller, weil es von den Nutzern offenbar gewünscht wird und bessere Alternativen fehlen. Die prominenteste Ausnahme stellt hier wohl Samsung dar, das schon länger ein eigenes Surftool entwickelt. (gpi, 26.7.2018)