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Trump-Fan Marsha Blackburn will in den US-Senat.

Foto: REUTERS/Leah Millis

Ausgerechnet das konservative Tennessee könnte den Demokraten den Triumph auf Bundesebene bescheren und ihnen helfen, den US-Senat von den Republikanern zurückzuerobern. Die Chancen der Demokraten sind eigentlich gering: Bei den sogenannten "Midterms" im November müssen sie nicht nur alle eigenen 24 Sitze verteidigen, sondern auch mindestens zwei Sitze von den Republikanern erobern. Diese müssen hingegen nur neun Sitze verteidigen.

Bei den Halbzeitwahlen haben die Demokraten die Chance, die Mehrheit im Senat zurückzuholen. Dafür brauchen sie aber ein kleines Wunder.
DER STANDARD

Neben Nevada und Arizona hoffen die Demokraten auf Tennessee. Die Möglichkeit auf einen demokratischen Senatssitz im "Ehrenamtlichen-Staat" hat sich erst eröffnet, nachdem der amtierende republikanische Senator Bob Corker seinen Rückzug bekanntgegeben hat.

Populärer Kandidat, unpopuläre Partei

Obwohl in Tennessee zuletzt in den 1990ern ein Demokrat in den Senat gewählt wurde, rechnen sie sich diesmal gute Chancen aus. Der Grund dafür liegt im Kandidaten: Der Demokrat Phil Bredesen war zwei Amtsperioden lang Gouverneur im Bundesstaat, seine Wiederwahl vor zwölf Jahren schaffte er mit 69 Prozent. Bredesens Problem ist seine Partei: Denn während er selbst in Tennessee nach wie vor populär ist, ist es seine Partei nicht.

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Der Demokrat Phil Bredesen will Senator von Tennessee werden.
Foto: Drew Angerer/Getty Images/AFP

Das versucht seine Gegenspielerin auszunutzen. Marsha Blackburn vertrat bisher den 7. Kongressbezirk Tennessees im Repräsentantenhaus – tiefrepublikanisches Trump-Kernland. Entsprechend sind auch ihre Botschaften klar am rechten Rand und klar für Donald Trump. Damit steht sie auch für einen Generationswechsel innerhalb der republikanischen Partei Tennessees. Ihr Vorgänger Bob Corker galt als moderat und als gelegentlicher Trump-Kritiker. Blackburn nannte sich hingegen bei der Bekanntgabe ihrer Kandidatur eine "Hardcore-Konservative", die stolz darauf ist, "politisch inkorrekt" zu sein. Wenig überraschend hat sie auch die Unterstützung des US-Präsidenten.

Marsha Blackburn for U.S. Senate

In ersten Umfragen hat Bredesen zwar die Nase vorn, hat aber als Demokrat dennoch einen entscheidenden Nachteil in Tennessee: Trump gewann den Staat 2016 mit 61 Prozent.

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Trump-Kernland: Anhänger des US-Präsidenten bei einer Veranstaltung in Nashville, Tennessee.
Foto: Angerer/Getty Images/AFP

Entsprechend tritt auch Bredesen bei Wahlkampfveranstaltungen auf. Er betont seinen wirtschaftsfreundlichen Kurs, spricht lokale Themen an und versucht das Thema Trump möglichst zu umschiffen.

Keine Geldsorgen

Eine Sorge wird Bredesen in Tennessee jedenfalls nicht haben: Sollte er in den Kongress gewählt werden, wäre er einer der reichsten Senatoren im US-Parlament. Sein Vermögen, das auf die Gründung eines Gesundheitsunternehmens und eines Solarenergieproduzenten zurückgeht, wird auf 90 bis 378 Millionen Dollar geschätzt.

Blackburn hingegen hat ein Vermögen von 150.000 bis 520.000 Dollar. Dem stehen allerdings Schulden von 400.000 bis 850.000 Dollar gegenüber.

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Aussterbende Spezies: Der moderate Republikaner Bob Corker, der auch manchmal Kritik an Trump übt, tritt nicht mehr an.
Foto: AP Photo/J. Scott Applewhite

Eine unerwartete Rolle im Wahlkampf hat der scheidende Senator Bob Corker übernommen. Der Republikaner unterstützt zwar formal Blackburn, hat aber gleichzeitig angekündigt, dass er gegen seinen Freund, den Demokraten Bredesen, nicht wahlkämpfen wird. (Stefan Binder, 4.8.2018)