Wien – Nicht nur die Zahl der Asylanträge ist im Vorjahr deutlich zurückgegangen, auch die Zahl der illegal Eingereisten hat sich 2017 massiv reduziert. Das geht aus dem am Donnerstag präsentierten Schlepperbericht hervor. Wurden 2016 noch 50.848 Personen aufgegriffen, waren es vergangenes Jahr nur noch 27.753.

Unterschieden wird im Bundeskriminalamt zwischen geschleppten Personen und jenen, die anderweitig ins Land gekommen sind bzw. bei denen die Involvierung eines Schleppers nicht nachgewiesen werden kann. Bei letzterer Gruppe gab es einen deutlich schwächeren Rückgang als bei den Geschleppten, wo sich die Zahl aus dem Jahr 2016 gedrittelt hat.

Etwas weniger Schlepper aufgegriffen

Schlepper wurden 222 aufgegriffen und damit weniger als 2016 (249). Allerdings könnte sich laut Gerald Tatzgern, Leiter des Büros Menschenhandel und Schlepperei im Bundeskriminalamt, die Situation heuer wieder ein wenig drehen, wurden doch in den ersten sechs Monaten wieder mehr Schlepper festgenommen. Was die Herkunft der Schlepper angeht, liegen Österreicher an der Spitze gefolgt von Irakern und Türken.

Interessant ist, dass die größte Gruppe der Aufgegriffenen im Vorjahr nicht etwa aus Syrien oder Afghanistan stammt, sondern aus Nigeria, Ausdruck des besonders starken Migrationsdrucks aus Afrika, wie Tatzgern ausführte. Knapp dahinter folgen Afghanen und auch überraschend stark Pakistanis. Dass die Syrer dennoch in der Asylstatistik voran liegen, erklärt man sich unter anderem damit, dass viele Antragsteller über die Familienzusammenführung mittlerweile legal ins Land kommen. Was Alter und Geschlecht angeht, sind die allermeisten Geschleppten unter 40, rund drei Viertel sind Männer.

Spanien-Route habe "Comeback"

Dass es in der Flüchtlingsfrage zu einer dauerhaften Beruhigung kommt, bezweifelt man im Bundeskriminalamt sichtlich, nicht nur weil die Spanien-Route gerade ein Comeback feiert. Verwiesen wird auf die prekäre Wirtschaftslage in der Türkei, die vor allem viele Afghanen und Iraker ihre Jobs kosten könnte, was wiederum deren Weiterreise nach Europa zur Folge haben könnte. Ohnehin gab es bei den Einreisen von der Türkei nach Griechenland heuer schon ein Plus von 113 Prozent, bedingt unter anderem durch die neue Route über den Grenzfluss Evros, der nicht vom Flüchtlingsabkommen zwischen Ankara und der EU umfasst ist.

Auch Algerien und weiterhin Pakistan werden im Bericht als künftig relevante Herkunftsländer genannt. In Afghanistan schicke praktische jede Familie mittlerweile einen ihrer Söhne nach Europa, sagte Tatzgern mit Verweis darauf, dass man mit in Österreich bezogenen Sozialleistungen monatlich auf ein Jahreseinkommen im Herkunftsland komme. Bei Syrern wiederum sei ein Familien-Splitting zu beobachten. Ein Teil der Familie kehre heim und organisiere den Wiederaufbau, der Rest gehe nach Europa, um dort das Geld dafür zu verdienen. Die Kosten für die Flucht seien jedenfalls nicht so hoch wie oft kolportiert. 10.000 bis maximal 15.000 Euro würden reichen, um in die EU zu kommen. Von der Türkei aus brauche es nicht mehr als 8.000 Euro.

Internationale Zusammenarbeit

Um einen größeren Zustrom nach Österreich zu verhindern, setzt die Exekutive auf stärkere internationale Zusammenarbeit mit allen Ländern auf den diversen Routen. Der Wille zur Kooperation dort sei durchaus vorhanden, versicherte der Leiter des Bundeskriminalamts Franz Lang. Woran es jedoch manchmal mangle, seien Organisation und Informationsinstrumente. Österreich assistiert auch direkt beim Grenzschutz, derzeit mit rund 60 Personen.

Dass man es sich nicht gefallen lassen würde, wenn Menschen nach Österreich durchgewunken werden, hat man auch klar gemacht. Man wäre in der Lage, mehrere 1.000 Verfahren täglich direkt an der Grenze durchzuführen, so Lang. (APA, 26.7.2018)