Piper Chapman (Taylor Schilling) ist nach sechs Staffeln immer noch hinter Gittern.

Foto: Netflix

Wien – In ihrem Wahn zappt sich die aufgedrehte Suzanne aka "Crazy Eye" (Uzo Aduba) durch ein imaginäres TV-Programm, in dem ihre Mitinsassinnen auftreten: von der drogenabhängigen Nicky Nichols (Natasha Lyonne), klavierspielend im Hasenkostüm, bis hin zu Galina "Red" Resnikow (Kate Mulgrew), kaum wiedererkennbar als witzereißender Clown. Surreal und etwas verstörend – mit einem Kunstgriff beginnt die neueste Staffel der Netflix-Serie Orange is the New Black, die am Freitag Premiere hat.

Staffel sechs ist anders. Nichts ist mehr, wie es einmal war. Das beginnt bereits beim Intro: Einzelzellen statt offener Mehrbettnischen, die Telefone im Flur ersetzt durch einzementierte Handschellen in der Duschwand. Jetzt wird es richtig unbequem. Kein Wunder, kam es doch am Ende der fünften Staffel zum gewaltsamen Gefängnisaufstand – zurück blieben mehrere Tote und ein zerstörtes Gefängnis.

Der Trailer zur sechsten Staffel Orange is the New Black.
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Neues Gefängnis, neue Regeln

Die Rebellinen werden auseinandergerissen, eine Handvoll landet im Hochsicherheitstrakt. Der Tonfall hat sich geändert, Tristesse macht sich breit. Frieda Berlin (Dale Soules) droht in ihrer Zelle zu verbluten, Dayanara Diaz (Dascha Polanco) wird von Wärtern misshandelt, und Piper Chapman (Taylor Schilling) sucht verzweifelt nach ihrer Verlobten Alex Vause (Laura Prepon).

Währenddessen versuchen die Behörden mit allen Mitteln, dem stattgefundenen Aufstand auf den Grund zu gehen, einschließlich der Morde an zwei Wärtern. Gerechtigkeit spielt dabei keine Rolle, möglichst schnell sollen die Hauptschuldigen gefunden werden. Untereinander haben sich die Frauen auf eine Version geeinigt, doch auf wen ist Verlass im Einzelverhör? Wer verrät wen?

Und dann sind da noch die vielen neuen Gesichter, die den altbekannten das Leben schwermachen. Es sind Frauen, die vor keinen Intrigen zurückschrecken, und Wärter, vor denen man sich noch mehr fürchten muss.

Jetzt wird es richtig ungemütlich – im Hochsicherheitstrakt gelten andere Regeln.
Foto: Cara Howe/Netflix

Im neuen Gefängnis gelten neue Regeln: Die Neulinge tauschen bald die orangen Uniformen gegen kakifarbene und blaue und kämpfen fortan blockweise gegeneinander. Freundschaften zerbrechen, neue entstehen. Und immerhin etwas ist gleich geblieben: die Themen. Es geht um Rassismus, Glauben und Vertrauen, um Drogen- sowie Rachsucht und um Weiblichkeit – in einer Welt, die nach Männerregeln funktioniert.

Staffel sieben ist geplant

2013 verfilmte Weeds-Autorin Jenji Kohan die erste Staffel der Serie, eine der ersten Netflix-Eigenproduktionen. Und auch nach dieser Staffel wird es weitergehen, wie Kohan der New York Times erklärte: "Ich neige dazu, die Serie nach der siebenten Staffel abzuschließen, auch wenn sie prinzipiell ewig fortgesetzt werden könnte."

Die ursprüngliche Idee hinter der Dramedy-Serie entstand aus dem autobiografischen Buch Orange is the New Black: Mein Jahr im Frauenknast von Piper Kerman. Mittlerweile haben sich Charaktere und Handlung verselbstständigt, gehen mit der Zeit und halten der US-Gesellschaft den Spiegel vor. Von Litchfield in den Hochsicherheitstrakt, von Obama zu Trump – eine Welt, in der es Diversität und Weiblichkeit zunehmend schwerer haben. (Hannah Weger, 27.7.2018)