Das Problem bei Waldbränden sind nicht nur Dürre oder starke Winde, es ist vor allem der Mensch: Mindestens 85 Prozent aller Feuer werden durch Unachtsamkeit ausgelöst, im europäischen Schnitt sind es sogar über 90 Prozent.
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In Griechenland kamen bei den jüngsten verheerenden Waldbränden bei Athen nach einer vorläufigen Bilanz der Behörden mindestens 82 Menschen ums Leben. Das Inferno von Mati zerstörte über 1500 Häuser und vernichtete mehr als 2000 Hektar Wald. Auch in Schweden waren die Feuer in den Wäldern nördlich von Stockholm zeitweise völlig außer Kontrolle. Anfang der Woche brannten im ganzen Land über 25.000 Hektar.

Österreich blieb von Katastrophen mit derartigen Dimensionen in den letzten Jahrzehnten weitgehend verschont. Der flächenmäßig größte Waldbrand seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs fand 1947 am Nederjoch im Tiroler Telfes statt. Gut 200 Hektar Wald fielen damals den Flammen zum Opfer. Der größte Brand in jüngerer Zeit ereignete sich im März 2014, als eine weggeworfene Zigarette bei Absam, ebenfalls in Tirol, zur Zerstörung von insgesamt 80 Hektar Schutzwald führte.

Geringe Gefährdungsstufe

Aktuell wird die Waldbrandgefahr in Österreich vergleichsweise niedrig beurteilt. Aufgrund der dafür maßgeblichen Faktoren wie Temperaturentwicklung, Windsituation, vor allem aber Niederschlagsmengen rechnet man allenfalls im Osten und Südosten unseres Landes derzeit mit einer leicht erhöhten Gefährdungsstufe, meint Harald Vacik vom Institut für Waldbau der Universität für Bodenkultur (Boku) in Wien gegenüber dem STANDARD. Das könne sich freilich jederzeit ändern: Längere Trockenperioden führen insbesondere an den heimischen Hotspots in Niederösterreich, Tirol und Kärnten schnell einmal zu mehreren Bränden gleichzeitig.

Im langjährigen Vergleich jedoch treten bei uns pro Jahr rund 200 Waldbrände auf, die meisten bleiben auf kleine Flächen beschränkt, einige wenige können sich aber durchaus über mehrere Hektar ausbreiten. Hauptauslöser ist dabei praktisch immer der Mensch: Laut Vacik werden bei uns 85 Prozent aller Waldbrände durch Unbesonnenheit verursacht, etwa von der berühmten achtlos entsorgten Zigarette. Die restlichen 15 Prozent gehen in der Regel auf das Konto von Blitzschlägen.

In Zukunft dürfte der Klimawandel auch bei uns häufiger zu Waldbränden führen, sagt der Wiener Ökologe Harald Vacik.
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Dass hierzulande Waldbrände glücklicherweise eher überschaubar bleiben, liege laut Vacik an der gut entwickelten Infrastruktur. Ein dichtes Netz an freiwilligen Feuerwehren und die funktionierende Zusammenarbeit mit Polizei und Bundesheer führen demnach dazu, dass es nach der Entdeckung im Schnitt nur 20 bis 30 Minuten dauert, ehe die Einsatzkräfte am Brandherd mit Löscharbeiten beginnen können.

Höhere Gefahr durch den Klimawandel

In Zukunft könnte sich diese Situation allerdings durchaus verschlechtern. Schon jetzt lässt sich aufgrund des Klimawandels rund um den Globus eine deutliche Zunahme der Waldbrände beobachten – und das wirkt sich auch in Österreich aus. "Nach den aktuellen Prognosen wird bis zum Ende des Jahrhunderts die Zahl der potenziellen Waldbrandtage pro Jahr im Durchschnitt um 40 bis 50 Tage ansteigen", sagt Vacik.

"Das bedeutet, dass lokal womöglich mehr Brände gleichzeitig ausbrechen, was vor allem deshalb gefährlich ist, weil die Feuerwehren dann relativ rasch an ihre Ressourcengrenzen stoßen werden." (tberg, 26.7.2018)