Zu schweigen ist eine Sache, nichts zu sagen zu haben eine andere. Sich als über allem Gemeinen schwebender Schweiger inszenieren zu lassen ist ein beliebter Trick von Politikern, die sich einer sachlichen Argumentation erst gar nicht stellen wollen, weil dann die wahren Motive ihres Handelns eher offenbar werden könnten, und dazu sagt man besser nichts. Um der Gefahr zu entgehen, beim Reden von Blech entlarvt zu werden, huldigt man einem goldenen Schweigen, kontrolliert per Message-Control, und sucht als Nebelschwade über dem Land Anbetung zu generieren. Übrigens ein jahrtausende- alter Trick.

Da ist Vize Strache aus anderem Teig geknetet. Nichts zu sagen zu haben ist ihm ein ständiger Grund zu leerem Geschwätz über Hass auf jegliche Form von Rassismus und Liebe zur Europäischen Union. Sogar zur Lebensform Vilimsky hat er, was anderen nicht gelungen ist, Nichtssagendes abgesondert. So wird er es nie zur Nebelschwade bringen. Daher war er auch nicht, wie andere globale Leader, von Ex-Google-Chef Eric Schmidt ins elitäre US-Sommercamp geladen, wie einem Bericht des Kurier neulich zu entnehmen war.

Dessen Hauptverdienst bestand darin, die Österreicherinnen und Österreicher schonend mit dem Umstand zu konfrontieren, dass ihr Basti ein "global Leader" sein muss, weil – anders als etwa der amerikanische, der russische, der chinesische Präsident und noch ein paar andere unbedeutende Figuren der Weltgeschichte – nur solche in den Yellowstone Club in Big Sky, Montana, eingeladen wurden. Der ist ein Paradies für Schweiger, ist doch alles, "was dort passiert, streng geheim". Wir können keine Auskunft über das geben, was in unserem Klub geschieht, wurde sogar dem Kurier beschieden, und das ist verdammt schade, war doch neben dem globalen Führer aus Wien-Meidling "wie- der einmal die Tech-Elite zu einem streng von der Öffentlichkeit abgeschirmten Gedankenaustausch versammelt".

Es geht doch nichts über einen abgeschirmten Gedankenaustausch. So abgeschirmt, dass "weder das Kanzleramt noch die österreichische Botschaft in Washington auch nur offiziell bestätigen wollten, dass der oberste Repräsentant der EU-Ratspräsidentschaft für die kommenden sechs Monate in eine der weltweit spektakulärsten Enklaven der Superreichen reist". Dass unser globaler Führer auf die Abschirmung sogar von Gedanken, die ihn vielleicht gar nicht durchqueren, allergrößten Wert legt, hat sich herumgesprochen, dazu hätte er nicht nach Montana fahren müssen.

Noch dazu bei dem Handicap: "Paparazzi-Schnappschüsse der vielen Prominenten oder Bussi-Szenen sind hier nicht existent." Wenn er jetzt Nebelschwade bleibt und der Heimat verschweigt, was ihm die Berufsweiterbildung für globale Führer als Kanzler brachte, hat sich der Kurier vergeblich geplagt. Frisch aus dem Urlaub zurück, könnte er demnächst in Salzburg zeigen, was er aus der spektakulärsten Enklave der Superreichen heimgebracht hat. Und endlich kann der Vize seine Gedanken abschirmen. Er bleibt seinem Milieu treu. Nur nichts Internationales! Ein Bauernhof auf Ibiza mit Großfamilie. Wein und Boden.(Günter Traxler, 28.7.2018)