Timm Stade erneuert die Vorarlberger Skilehrerausbildung.

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Bregenz – Vorarlberg sieht sich gerne als "Wiege des Skisports". Entsprechend traditionsbewusst gebärdete sich über Jahre der Skilehrerverband. Nun ist Erneuerung angesagt. Der frische Wind kommt aus Deutschland.

Wer glaubt, dass Skifahren kein Sommerthema ist, war noch nie auf dem Gletscher. Dort tummeln sich nicht nur der Hitze überdrüssige Touristen, auch Neoskilehrer müssen ins Gletschereis. In Sommerkursen lernen sie das Know-how, bevor sie die Lizenz zum Vorfahren erhalten.

Der Vorarlberger Skilehrerverband geht nun neue Wege, berichtete Obmann Thomas Egger am Freitag der Presse. War die teure Ausbildung auf dem Gletscher lange die einzige Möglichkeit zum Berufseinstieg, bietet man nun verstärkt Dezemberkurse in den Regionen an. Die Ausbildung wird billiger, junge Menschen aus der Region sollen so für die Winterarbeit in der Region angesprochen werden. Gerade in den kleinen Skiregionen fehlt es an gut ausgebildetem Personal.

Dass es abseits der Topdestinationen am Arlberg auch interessante Skipisten gibt, war lange kein Thema im Verband. Dort saßen Platzhirsche, traditionsbewusst und sehr aufs Abstecken der eigenen Reviere bedacht. Die durch EU-Gesetzgebung erzwungene Öffnung der Skipisten für Anbieter aus dem EU-Raum war gar nicht nach dem Geschmack der Verbandsspitze.

Auch noch Snowboarder

Nun wurde gar ein Deutscher Ausbildungsleiter des Skilehrerverbands. Der Job war, auch das ein Novum, öffentlich ausgeschrieben worden. Die Bestellung von Timm Stade ist ein kräftiges Zeichen der neuen Verbandsspitze. Stade kommt nicht nur aus dem Nachbarland, er ist auch noch Snowboarder, leitete 2006 und 2010 die deutsche Olympiamannschaft.

Ein pikantes Detail, wenn man sich an den Streit erinnert, den Snowboardlehrer, die sich durch das Vorarlberger Skischulgesetz diskriminiert sahen, vor sechs Jahren mit Verband und Landesregierung ausfechten mussten. Das Gesetz war vom Verband, der sich eher als Lobby der Skischulen sah als eine der Lehrerinnen und Lehrer, mitgestaltet worden. Es machte klare Unterschiede zwischen Ski- und Snowboardlehrern. Konzessionierte Snowboardlehrer forderten vehement die Gleichstellung mit Skilehrern.

Mit den "Konzessionierten", den Einpersonenunternehmen auf der Piste, hatte die frühere Verbandsspitze generell ihre liebe Not. Sie sah sie als Konkurrenz zu den Skischulen, machte sich mit Kontrollorganen auf die Pirsch nach vermeintlich Illegalen aus dem Ausland. Den europäischen Berufsausweis, der den Zugang ausländischer Skilehrer zu Vorarlberger Pisten erlaubt, lehnte man im Verband rundweg ab.

Die neue Führung denkt anders. Die Einpersonenunternehmen seien mittlerweile im Verband vertreten, man arbeite gut zusammen, sagt Stade. "Die machen Toparbeit." Wenn es der Verband nun auch noch schafft, das Skifahren wieder erschwinglich zu machen, könnten sich auch seine Kundinnen und Kunden über den frischen Wind freuen. (Jutta Berger, 29.7.2018)