Bei Force India könnten endgültig die Lichter ausgehen.

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Budapest – Der Formel-1-Rennstall Force India ist zahlungsunfähig und befindet sich seit Freitag in kontrollierter Insolvenz. Wie der stellvertretende Teamchef Robert Fernley am Rande des Großen Preises von Ungarn (Sonntag, 15.10 Uhr/ORF eins) erklärte, hat ein Gericht in London einen Verwalter bestimmt. Der Einsatz des Rennstalls beim letzten Rennen vor der Sommerpause sei jedoch nicht gefährdet.

Man wolle für die Gläubiger "das beste Ergebnis" erzielen. Zudem bewerte man "Optionen, um die Zukunft des Teams" zu sichern, teilte der Insolvenzverwalter FRP Advisory LLP am Samstag mit. Ein Sponsor von Force India ist seit 2017 das in Mondsee beheimatete österreichische Wassertechnologie-Unternehmen BWT. In Einklang mit der Markenidentität haben die Formel-1-Boliden eine rosa Lackierung. Das Aus für ein insolventes Formel-1-Team kam letztmals 2017, als der Manor-Rennstall seinen Betrieb einstellte.

Force India hat schon lange finanzielle Probleme. Geschäftsführer Otmar Szafnauer sagte zur aktuellen Situation in Budapest: "Es laufen Gespräche im Hintergrund. Hoffentlich haben wir innerhalb der nächsten zwei Wochen eine Lösung, damit wir wieder normal arbeiten können."

Wie mehrere Fachmedien berichteten, soll ausgerechnet eine Gehaltsnachforderung des Stammpiloten Sergio Perez in Höhe von vier Millionen Dollar den Rennstall in die Insolvenz getrieben haben. "Es ist kein Geheimnis, dass die finanziellen Probleme das Team schon ziemlich zurückgehalten haben", sagte Perez in Ungarn. Mehrere andere Gläubiger, darunter Motorenlieferant Mercedes, hätten dagegen zuletzt ihre Forderungen gestundet. Neben dem Mexikaner Perez fährt der Franzose Esteban Ocon für den Rennstall.

Besitzer Mallya in Schwierigkeiten

Force India belegte 2016 und 2017 in der Teamwertung jeweils den beachtlichen vierten Platz und ließ dabei wirtschaftlich deutlich besser aufgestellte Rennställe wie Renault oder McLaren weit hinter sich. Der Rennstall Force entstand 2007 durch die Übernahme des Spyker-Teams durch den indischen Industriellen Vijay Mallya.

Der jedoch sitzt seit 2016 in Großbritannien fest, nachdem das indische Außenministerium seinen Pass für ungültig erklärt hatte. Mallya werden in seiner Heimat Betrug und Geldwäsche vorgeworfen. 2017 wurde er von den britischen Behörden vorübergehend festgenommen, nach der Zahlung einer Kaution jedoch wieder auf freien Fuß gesetzt.

Mallya schuldet indischen Banken deren Angaben zufolge mehr als 1,3 Milliarden Euro. Es handelt sich um Kredite und Verzugszinsen für seine Fluggesellschaft Kingfisher, die 2012 wegen Geldproblemen den Betrieb eingestellt hatte.

Sackgasse Williams

Der kanadische Milliardär Lawrence Stroll soll großes Interesse haben, Force India von Mallya zu übernehmen. Strolls 19-jähriger Sohn Lance fährt seit 2017 für Williams in der Formel 1. Im Falle einer Übernahme gilt sein Wechsel zum Team seines Vaters als Formsache. Denn bei Williams geht nicht mehr viel, das einstige Vorzeige-Team ist auf dem Tiefpunkt angekommen. Mit einem bei weitem nicht konkurrenzfähigen Boliden liegen die Engländer in der Konstrukteurswertung an der letzten Stelle. (sid, red – 28.7. 2018)