Herbert Moritz als Unterrichtsminister 1986.

Foto: APA/Jäger

Wien/Salzburg – Er hatte es nicht leicht, sein politisches Talent glänzen zu lassen, als er die bundespolitische Bühne betreten hatte: Der Amtsvorgänger von Herbert Moritz im Unterrichtsministerium war Helmut Zilk, der mit seinen exzellenten Medienkontakten die Bildungspolitik täglich in den Schlagzeilen zu halten bemüht war. Nach den 16 Monaten, in denen Zilk den Eindruck ständiger Schul- und Bildungsreformen vermittelt hatte, begann im Unterrichtsministerium am Minoritenplatz eine ruhigere Zeit – Moritz musste umsetzen (und gelegentlich auch verwerfen), was der hyperaktive Zilk angekündigt hatte. Die bessere Verankerung der Zeitgeschichte im Unterricht war ihm als Historiker wichtig, den Grundstein dazu aber hatte Zilk gelegt; und auch den Ruhm dafür schon eingestreift.

Was er bei seinem Regierungseintritt im Herbst 1984 eigenständig in die Bildungspolitik einbringen konnte, war die Umweltbildung. Dieses Thema hatte bis dahin kaum eine Rolle gespielt. Ziemlich plötzlich kochte es aber hoch, als wenige Wochen nach der Regierungsumbildung, die Moritz nach Wien gebracht hat, die Hainburger Au besetzt wurde, um einen Kraftwerksbau zu verhindern.

Engagement im Umwelt- und Naturschutz

Moritz trug das Kraftwerksprojekt, das von der rot-blauen Regierung Sinowatz/Steger propagiert, nach der Aubesetzung aber auf Eis gelegt wurde, zunächst mit. Aber als ausgewiesener Umweltschützer drängte er sich dabei nicht vor – schließlich war er zu jenem Zeitpunkt noch Präsident der Österreichischen Gesellschaft für Natur- und Umweltschutz (ÖGNU, heute: Umweltdachverband), deren Chef er seit der Gründung im Jahr 1973 gewesen ist.

Seine politische Karriere war ihm quasi in die Wiege gelegt, schon sein Großvater Karl Emminger (1878–1944) war Schutzbund-Funktionär und Salzburger Landesrat. Herbert Moritz studierte nach dem Krieg Philosophie, Geschichte und Zeitungswissenschaft, wurde Redakteur und bald Chefredakteur des "Demokratischen Volksblatts".

Nationalpark-Gründung

1969 stieg er als Naturschutzlandesrat in die Salzburger Landesregierung auf – er bereitete die Entstehung des Nationalparks Hohe Tauern mit der Heiligenbluter Erklärung von 1971 und der landesgesetzlichen Fixierung 1983 vor. Auch in der Kulturpolitik setzte er Markierungen – sowohl bei den Salzburger Festspielen als auch bei der Etablierung der Rauriser Literaturtage.

Als neu gewählter SPÖ-Landesparteivorsitzender erlangte er bei der Landtagswahl 1979 einen Achtungserfolg gegen Wilfried Haslauer sen., musste aber im Frühjahr 1984 das Gewonnene wieder an die ÖVP abgeben. Dabei dürfe mitgespielt haben, dass die rot-blaue Regierung ziemlich unpopulär war. In genau diese Regierung trat er ein halbes Jahr nach der Landtagswahl ein und blieb auch unter Kanzler Franz Vranitzky, der das Moritz-Ministerium auch um die Sportagenden anreicherte.

Bei der Bildung der rot-schwarzen Koalition Vranitzky/Mock im Frühjahr 1987 schied Moritz aus der Regierung aus.

Am Freitag ist er 92-jährig in Salzburg verstorben. (Conrad Seidl, 29.7.2018)