Wien – Licht ist das neue Chrom. Mit diesen Worten brachte Skoda-Designchef Oliver Stefani den Trend präzise auf den Punkt. Möglich gemacht hat ihn die LED-Technologie, mit der sich plötzlich außen und innen ganz neue Möglichkeiten eröffnen.

Illuminierung

Mini nutzt das im 5-Türer-Testwagen zu dezenter Interieur-Wohlfühlatmosphäre sowie britischer Illuminierung. Einerseits sind die Rückleuchten links und rechts mit jeweils einem halben Union Jack – der die Flaggen Englands, Schottlands und Irlands froh vereint – hinterlegt, andererseits innen das beifahrerseitige Frontteil. Hie rot, da grün.

Weil der Union Jack innen so grün grünte, begaben wir uns ins Grüne.
Foto: Andreas Stockinger

Das ist eine hübsche Geste für anglophile Menschen, solche sollen ja besonders gern und häufig zu den in England gebauten Kleinwagen der hippen BMW-Tochter greifen. Andererseits werden Menschen, die gerne ihre eigenen nationalen oder regionalen Insignien an ihrem Mini sehen möchten, enttäuscht sein: Französische Trikolore, flammenspeiender steirischer Panther, das US-Sternenbanner oder der Doppeladler des russischen Wappens, alles nicht vorgesehen. Sehr. Schade.

Und wir begaben uns an die blaue Donau, deren reale Couleur aber eher an die schlammgraugrüne Mini-Vorlage herankam.
Foto: Andreas Stockinger

Britisch also. BMW pflegt das Mini-Erbe. Pflegt es auch, indem die zentrale Waschtrommel als fixes Designelement erhalten bleibt – "Wir wären ganz schön dumm, würden wir darauf verzichten", meinte ein Designer. Blöd nur: Darin befindet sich auch der zentrale Infotainment-Bildschirm, der damit von vornherein auf eine gewisse Größe beschränkt bleibt.

Die Waschtrommel als Designelement.
Foto: Andreas Stockinger

Auch im Gesamtdesign bleibt man behutsam an der großen kleinen, 3,05 Meter kurzen historischen Vorlage, doch da kommen die Abers. Ganz schön fett sind sie geworden, die Minis. Mit klobigen Front- und Rückleuchten, die die einstige Grundform zwar übernehmen, sie aber knapp an den ästhetisch eben noch verträglichen Grenzwert aufblähen. Dass die Autos insgesamt gefallen und mehr als gut ankommen, ist BMWs Glück. 2017 wurden weltweit 372.000 Minis verkauft, die Marke ist jung, trendig, begehrt.

Normformat

Für Menschen, denen der 3,82 Meter lange 3-Türer gar zu knapp geschnitten ist, gibt es seit 2014 ein 5-türiges Angebot, das es auf rund vier Meter bringt, heutiges Kleinwagen-Normformat sozusagen. Wem das immer noch zu eng ist, weil der Platz für die Passagiere hinten trotzdem karg bemessen ist, der kann ja noch zum Clubman (4,25 m) in Golf-Größe oder zum Countryman (4,30 m) greifen.

Im Geburtsort des früheren Bundespräsidenten Rudolf Kirchschläger wollten wir diesen befragen, was er vom Brexit hält – und ob die Minis dann noch in England gebaut werden.
Foto: Andreas Stockinger

Eng geht es also im 5-Türer hinten zu, auch der Kofferraum ist keine Offenbarung, aber im Vergleich mit dem 3-Türer ist beides ein echter Schritt nach vorn. Und hat man die Position hinterm Lenkrad abonniert, ist der größte Spaßfaktor sowieso das Fahrkapitel. Der Mini lenkt fantastisch direkt, präzise, der Frontantrieb denkt nicht daran, sein Antriebsprinzip ans Volant weiterzumelden und das Fahrwerk ist so knackig und trocken, dass "statt der Klag und dem Gestöhn juchheisasa erklinge", wie es Shakespeare womöglich ausgedrückt hätte.

Die Heckleuchten erinnern an den Union Jack.
Foto: Andreas Stockinger

Apropos erklingen: Die Hupe blökt zum Genieren mickrig, im Testwagen knirscht und greamelt es irgendwo rechts. Das wären noch zwei konkrete Minuspunkte, die uns aufgefallen sind.

Farbenpracht

Der 3-Zylinder-Diesel mit 116 PS hingegen ist ein flottes, sparsames Kerlchen, klingt nicht einmal übel, und was uns zudem gefallen hat, wäre die Lackierung. Mini nennt sie Emerald Grey Metallic. Wir sagen prosaischer schlammgraugrün, und diese Packung, die macht uns einfach nur schöner. (Andreas Stockinger, 3.8.2018)

Foto: Andreas Stockinger