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Mogyorod/Wien – Mit 24 Punkten und damit fast einem ganzen Grand Prix "Vorsprung" auf Sebastian Vettel geht Lewis Hamilton in den Urlaub. Mit seinem 5. Saisonsieg hat sich der englische Mercedes-Pilot in Ungarn etwas Luft in der Fahrer-WM verschaffen und will in den restlichen neun Rennen nach der vierwöchigen Sommerpause Ferrari weiter "einheizen". Vettel sieht aber noch einiges Potenzial und bleibt ruhig.

Sauer war man hingegen bei Red Bull. Und zwar wieder einmal auf Renault, obwohl Daniel Ricciardo von Platz 12 aus als Vierter noch fast auf das Podest gefahren wäre. Max Verstappen musste auf dem Hungaroring seinen RB14 hingegen schon in der sechsten Runde antriebslos abstellen und schimpfte danach wie ein Rohrspatz. Zumindest in diesem Jahr bleibt Red Bull damit nur die dritte Kraft, während vor ihnen das Duell zwischen Mercedes und Ferrari um beide Titel tobt.

Fünf Mal hat die Führung bei den Fahrern heuer schon gewechselt, nach Siegen in Deutschland und Ungarn ist wieder der nun sechsfache Ungarn-Sieger Hamilton obenauf. "Ich bin wirklich glücklich, wie stark wir in den vergangenen Rennen waren und so dankbar für die harte Arbeit und die Mühen des Teams", sagte der viermalige Weltmeister. An die WM denkt Hamilton trotz seines Vorsprungs noch nicht. "Wir haben noch immer einen weiten Weg vor uns", mahnte er Engländer. In den nächsten neun Rennen könne "noch viel" passieren.

Brechstange

Vettel musste in Ungarn die Brechstange gegen Hamiltons Teamkollegen Valtteri Bottas auspacken, um mit Platz zwei wenigstens die bestmögliche Schadensbegrenzung zu betreiben. "Wichtig ist, dass wir ein schnelles Auto haben", betonte der viermalige Weltmeister, der endlich seine erste WM mit Ferrari gewinnen will. "Wichtig ist für uns, dass wir dabei sind." Zuversicht zieht Vettel aus dem Potenzial seines Wagens, mit einem Einbruch wie 2017 nach der Sommerpause rechnet er nicht. "Bis jetzt wissen wir, dass das Auto noch Ausbaupotenzial hat und schneller werden kann. Deshalb mache ich mir keine Sorgen."

Dienstag und Mittwoch standen in Ungarn noch Testfahrten auf dem Programm. In der vierwöchigen Pause bis Spa (26. August) will Vettel u.a. ein bisschen Fischen. "Jetzt ist es ziemlich Kopf an Kopf", sagte der Deutsche. "Ich zuversichtlich, dass wir mit dem, was an unserem Auto noch kommt, eine Schippe draufpacken können. Dann sollten wir auch in der zweiten Saisonhälfte viel Spaß haben."

Die Erinnerung ans Vorjahr trübt freilich diesen Optimismus etwas. 2017 ging Vettel sogar mit einem Vorsprung von 14 Punkten auf Hamilton in die vierwöchige Pause. Fahrfehler und Defekte am Ferrari warfen ihn danach aus der WM-Spur. "Unser Wagen ist diesmal stärker und hat noch immer eine Menge Potenzial, das wir entfesseln können. Deshalb bin ich ziemlich zuversichtlich, mit dem was wir noch in der Hinterhand haben, dass wir uns verbessern können", meinte Vettel.

Die Stärke von Ferrari ist Hamilton mit Blick auf die letzten neun Formel-1-Etappen sehr wohl bewusst. "Um eine Weltmeisterschaft zu gewinnen, geht es aber nicht nur um Geschwindigkeit", sagte er und verwies auf Aspekte wie Problemmanagement und Strategie. Wer dieses Gesamtpaket am besten bewältige, sei im Vorteil.

Keine Titelprognosen

Hamilton weiß auch um die eigene Stärke. "In der zweiten Hälfte läuft es für uns für gewöhnlich ein bisschen besser", sagte er und sprach nach seinem Sieg auf dem Hungaroring von einem "Schub" für die Silberpfeile. "Und wir werden sicherstellen, dass wir noch stärker zurückkommen. Wir müssen den Druck in der zweiten Hälfte erhöhen", forderte Hamilton. "Da müssen wir einheizen." Titelprognosen kämen viel zu früh. "Ich denke nicht, dass es einen Moment gibt, wo man seine Hände am Titel hat."

Frustriert war neben Verstappen auch Bottas, der sich vor allem darüber aufregte, dass ihn Teamchef Toto Wolff als "Wingman" (Begleitschutz) für Hamilton bezeichnet hatte. Er habe das positiv gemeint, beteuerte der Österreicher. Verstappen war hingegen richtig sauer. "Mir doch egal, wenn der Motor explodiert", fluchte der Niederländer nach seinem Aus. "Wir zahlen mehrere Millionen Pfund für diese Antriebe", sagte Teamchef Christian Horner. 2018 müssen die Bullen noch mit Renault fertig fahren, dann geht es bekanntlich mit Honda weiter. Und die Japaner schlugen sich auch in Budapest ausgezeichnet, wie Platz sechs für Pierre Gasly im Schwesternteam Toro Rosso bewies. (APA; 30.7.2018)