Bereits das fünfte Jahr in Folge steigt die Beschäftigung in Österreich, in allen Bevölkerungsgruppen sinkt die Arbeitslosigkeit. Bei den über 55-Jährigen kommt der Aufschwung allerdings nur verhalten an. Würde man jene älteren Personen zu den Arbeitslosen rechnen, die durch die Aktion 20.000 der vorigen Regierung eine Stelle fanden, wären die Zahlen noch bedenklicher.

Viele Arbeitsmarktexperten kritisierten die jähe Einstellung der Aktion durch die türkis-blaue Koalition. Derartige Programme funktionieren aber lediglich als soziale Abfederung in Krisenzeiten. Dass die Altersgruppe 55 plus auch in Zeiten des Aufschwungs Probleme bei der Arbeitssuche hat, offenbart strukturelle Probleme: Demografisch bedingt, schwillt die gesamte Alterskohorte an. Für diese Gruppe wirken nun bisherige Pensionsreformen nach, die den Zugang in die Frühpension erschweren.

Die Politik müsste Pensionsreformen trotzdem konsequent durchziehen. Länder mit hoher Beschäftigung im Alter wie Schweden oder die Schweiz setzten auf einen späteren Pensionsantritt und geringe Geschlechterunterschiede. Eine 55-Jährige bleibt ihrem neuen Arbeitgeber in Österreich bestenfalls fünf Jahre erhalten, fünf Jahre weniger als ihr männlicher Alterskollege. Ein angeglichenes Antrittsalter würde Österreicherinnen besser am Arbeitsmarkt positionieren, auch wenn durch den späteren Pensionsantritt zunächst Arbeitslosenzahlen anwachsen. (Leopold Stefan, 30.7.2018)