Die staatliche Frauenkommission Indiens rät der Regierung aufgrund von Vorwürfen sexuellen Fehlverhaltens zur Abschaffung der Beichte.

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Neu-Delhi – Indiens katholische Bischofskonferenz weist die Forderung der staatlichen Frauenkommission nach Abschaffung des Beichtsakraments entschieden zurück. "Sie hat nicht das Recht, sich in die religiösen Angelegenheiten der Christen einzumischen", sagte Bischof Theodore Mascarenhas, Generalsekretär der Bischofskonferenz, dem asiatischen katholischen Pressedienst "Ucanews".

Die Kommission wirft Priestern vor, Frauen mit während der Beichte gemachten Aussagen zu erpressen. "Die Priester setzen die Frauen unter Druck, damit sie ihnen ihre Geheimnisse erzählen. Uns liegt ein solcher Fall vor. Es muss sehr viel mehr solcher Fälle geben. Das ist nur die Spitze des Eisbergs", zitierte "Ucanews" die Kommissionsvorsitzende Rekha Sharma.

Frauenkommission untersucht Vorwürfe

Im aktuellen Fall untersuche die Kommission die Anzeige des Ehemanns einer Frau, die nach der Beichte von vier Priestern der Malankara Orthodox-Syrischen Kirche erpresst und sexuell missbraucht worden sein soll. Bischof Mascarenhas sagte "Ucanews", Berichte über den Missbrauch der Beichte für sexuelle Zwecke seien "mehr als selten".

Die Frauenkommission untersucht derzeit auch den Vorwurf der Vergewaltigung einer Frau durch den katholischen Bischof von Jalandhar, Franco Mulakkal. Sie werde die Ergebnisse ihrer Untersuchungen samt Empfehlungen an Ministerpräsident Narendra Modi, Innenminister Rajnath Singh und Frauenministerin Maneka Gandhi übergeben, hieß es.

Ein heiliger Ritus der Katholiken

Die Beichte ist eines der sieben Sakramente der katholischen Kirche. In ihr bekennt der Gläubige vor einem Priester seine Verfehlungen und wird von diesen freigesprochen. Nach katholischen Glauben nimmt Gott selbst mithilfe des Geistlichen die Befreiung von den Sünden vor. Priestern ist es bei schwersten Kirchenstrafen verboten, den Inhalt von Beichten weiterzuerzählen oder auch nur darauf Bezug zu nehmen. Sie können bei strafrechtlich relevanten Sachverhalten die Lossprechung allerdings von einer Selbstanzeige des Täters bei der Polizei abhängig machen.

Im Laufe der Geschichte haben staatliche Stellen und Machthaber immer wieder versucht, auf die Beichtpraxis Einfluss zu nehmen bzw. das Beichtgeheimnis auszuhebeln. In jüngster Zeit hatte es in Australien gesetzliche Bemühungen gegeben, Priester zum Bruch des Beichtgeheimnisses zu verpflichten, wenn sie in der Beichte von sexuellem Missbrauch erfahren. (APA, 31.7.2018)