Um für bestimmte Themen Aufmerksamkeit zu schaffen, gibt es eine wachsende Zahl internationaler Aktionstage. Am Montag etwa war der Tag der Freundschaft, am Dienstag jener der seltsamen Musikinstrumente, und am Freitag folgt der internationale Biertag. Auf den heutigen 1. August fällt heuer der sogenannte Welterschöpfungstag.

Der soll nicht darauf aufmerksam machen, dass sich viele von uns – zumal bei dieser Hitze – abgerackert und abgespannt fühlen. Sondern darauf, dass die Menschheit ökologisch betrachtet deutlich mehr verbraucht, als die Erde hergibt. Gemäß den Berechnungen der Organisation Global Footprint Network haben wir mit dem heutigen Tag bereits all jene natürlichen Ressourcen konsumiert, die unser Planet in einem Jahr auf natürliche Weise produziert, und alle Schadstoffe abgegeben, die von der Natur abgebaut werden können.

Konkreter und an zwei Beispielen formuliert: All das Kohlendioxid, das Wälder und Ozeane in einem Jahr aufnehmen können, war mit Ende Juli bereits in die Luft geblasen, und alle Fischbestände, die sich innerhalb eines Jahres erneuern können, sind für heuer bereits aus den Meeren gefischt. Wir häufen also für den Rest des Jahres ökologische Schulden an.

Da die Kluft zwischen der sogenannten Biokapazität und dem ökologischen Fußabdruck im globalen Maßstab von Jahr zu Jahr größer wird, findet auch der Welterschöpfungstag immer früher statt: Fiel er im Jahr 1987 noch auf den 19. Dezember, so war es 20 Jahre später bereits der 26. Oktober. Nun also halten wir beim 1. August, da die Menschheit aktuell um das 1,7-Fache über ihre Verhältnisse lebt.

Ökobilanzen

Nimmt man nur die Bewohner einzelner Staaten, fallen diese Ökobilanzen weitaus schlimmer aus: Würde man den Ressourcenverbrauch der Bewohner von Katar, dem Austragungsort der nächsten Fußball-WM, auf die Erde hochrechnen, fände der Welterschöpfungstag bereits Mitte Februar statt. Und auch Österreich schreibt ökologisch tiefrote Zahlen: Hierzulande wäre der Ökodefizittag in diesem Jahr auf den 13. April gefallen.

Mögen bestimmte Berechnungsmethoden des Welterschöpfungstags im Detail zwar umstritten sein, so führt er doch anschaulich vor Augen, wie sehr die Menschheit auf ökologischen Pump lebt. Auch die Analogie zur Ökonomie, die mit dem ökologischen "Schuldenmachen" von den Erfindern bewusst gewählt wurde, mag das Problem noch einleuchtender machen.

Wie aber kann man es lösen? In unseren Breiten würden sinnvoll gewählte ökonomische Anreize ökologisch gewiss einiges bewegen können. Man nehme nur den Verkehr, der in Österreich immerhin zu rund einem Drittel der klimaschädlichen CO2-Emissionen beiträgt. Allein mit einer nachhaltigeren Straßenverkehrspolitik könnte das Datum des österreichischen Welterschöpfungstags um fünf Tage nach hinten verschoben werden.

Eine effektive Maßnahme wäre eine zeit- und auslastungsabhängige Maut, wie ein gestern im Wissenschaftsmagazin "Nature" publizierter Kommentar zeigt. Derartige Mautsysteme haben sich in Städten wie London oder Stockholm nach anfänglicher Skepsis bereits bewährt. In Wien indes will man solche Ideen nicht einmal mehr prüfen lassen. Und der Verkehrsminister trägt mit Tempo 140 auf Autobahnen das Seine dazu bei, dass wir 2019 den Welterschöpfungstag noch ein bisschen schneller erreichen werden. (Klaus Taschwer, 1.8.2018)