Mit einer Klage konfrontiert: Journalistin Ingrid Brodnig.

Foto: APA/Hochmuth

Wien – Ein Tweet von Buchautorin und "Profil"-Journalistin Ingrid Brodnig hat ein rechtliches Nachspiel: Robert Lizar, Redakteur der FPÖ-Zeitung "Neue Freie Zeitung" und Fotograf bei FPÖ-Veranstaltungen, klagt Brodnig auf 400 Euro Schadenersatz, Unterlassung und Urteilsveröffentlichung. Der gesamte Streitwert beträgt laut der Klagsschrift, die dem STANDARD vorliegt, 34.400 Euro.

Konkret geht es um einen Tweet Brodnigs zu einer Geschichte auf dem FPÖ-nahen Portal unzensuriert.at mit dem Titel "150 Euro monatlich geht: Unzensuriert.at veröffentlicht Einkaufsliste eines Lesers". Der Anlass war die Aussage von Sozialministerin Beate Hartinger-Klein (FPÖ), man könne von 150 Euro im Monat leben – abgesehen von den Wohnkosten.

Screenshot mit Anriss des Fotos

Brodnig veröffentlichte Ende Juli auf Twitter einen Screenshot des Unzensuriert.at-Artikels und schrieb unter anderem: "Ich sehe, dass einzelne Websites und User den aktuellen Unzensuriert-Artikel gepostet oder verlinkt haben. Ich kann nur davon abraten, zu Adressen wie der FPÖ-nahen Seite Unzensuriert zu verlinken – man hilft ihnen dadurch auf mehrfache Weise." Stattdessen empfehle sie Screenshots. Auf ihrem ist ein Ausschnitt des Fotos zu sehen, mit dem unzensuriert.at den Artikel illustrierte.

Brodnig setzt sich bereits seit längerer Zeit kritisch mit rechten Medien wie unzensuriert.at, "Wochenblick" oder "Info-Direkt" auseinander und wurde auch immer wieder Zielscheibe ihrer Berichterstattung. Robert Lizar sieht in Brodnigs Tweet eine Verletzung nach dem Urheberrecht. Neben dem Schadenersatz begehrt er auch eine Urteilsveröffentlichung, die Brodnig auf ihrem Twitter-Profil dokumentieren soll. Lizar scheint zwar nicht als Fotograf auf, er habe aber unzensuriert.at das Bild zur Verfügung gestellt. Zu sehen sind Euroscheine im Wert von 150 Euro.

"Beleuchtung sorgfältig gewählt"

"Der Kläger hat bei dessen Anfertigung sowohl den Bildausschnitt als auch den Bildwinkel und die Beleuchtung sorgfältig gewählt", heißt es in der Klage, die Rechtsanwalt Michael Rami im Auftrag Lizars verfasst hat. Brodnig habe das "Lichtbildwerk beschnitten und ohne Nennung des Urhebers veröffentlicht". Die Journalistin lässt die Klage prüfen.

Laut Rami wurde die Klage bereits eingebracht, wie er dem STANDARD bestätigte. Es ist nicht die erste im Auftrag Robert Lizars. Wie berichtet, klagt der FPÖ-Redakteur einen deutschen Blogger wegen Veröffentlichung von Screenshots auf 8.400 Euro. Rami ist Anwalt der Kanzlei Gheneff – Rami – Sommer Rechtsanwälte, im April 2018 wurde er von der ÖVP-FPÖ-Regierung zum Verfassungsrichter ernannt. (omark, 1.8.2018)