Im Zweifelsfall doch lieber Wein: Statt der in Auftrag gegebenen und bereits fertiggestellten Doku "Schwarz in Wien – Von Soliman bis Alaba" wird am kommenden Sonntag "Der Wiener Heurige als Österreich-Bild" gesendet. Als Begründung führt der ORF an, dass der Film "technisch, formal und inhaltlich nicht dem beauftragten Konzept entsprochen" habe. Das ist sehr schade – für den ORF und für seine Zuschauer. Vor allem für jene Zuschauer, die Teil der "gesellschaftlichen, regionalen, ethnischen, religiösen und kulturellen Vielfalt" sind, die im ORF-Leitbild angeführt wird.

In der abgelehnten Doku kommen, laut den enttäuschten Gestaltern, ausschließlich schwarze Wiener und Wienerinnen zu Wort. Sie sprechen über ihre Erfahrung mit direkter, subtiler, aber auch oft einfach aus Unwissenheit entstandener Diskriminierung. Diese Perspektive ist im ORF, und in den österreichischen Medien im Allgemeinen, eine Seltenheit. In der Regel wird über Migranten, über Menschen mit nichtweißer Hautfarbe und über religiöse Minderheiten geredet – aber sehr selten mit ihnen. Noch seltener räumt man ihnen prominente Sendeplätze ein.

Im "Österreich-Bild" werden laut Selbstbeschreibung die "schönsten und interessantesten Seiten unserer Heimat" gezeigt. Rassismus passt hier natürlich nicht hinein. Deswegen bleibt zu hoffen, dass der ORF bald ein passenderes Format für "Schwarz in Wien" findet. (Olivera Stajić, 1.8.2018)