Pettneu/Bregenz – Unwetter mit Starkregen und Hagel sind Mittwochabend über den Tiroler Bezirk Landeck hinweggezogen. Am stärksten betroffen waren die Orte Pettneu am Arlberg und die Fraktion Schnann. Unter anderem kam es zu Vermurungen, zudem traten Bäche über die Ufer.

Die Aufräumungsarbeiten haben bereits begonnen. An den Gebäuden in der hauptbetroffenen Gemeinde Pettneu am Arlberg seien die Schäden nicht allzu groß, teilte Bürgermeister Manfred Matt mit. Landeshauptmann Günther Platter (ÖVP) sicherte der Gemeinde "volle Unterstützung" zu. "Sollten Häuser im Murenbereich betroffen sein, stellen wir unmittelbare Hilfe zur Verfügung", so Platter.

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Schlimmeres konnte verhindert werden

"Zum Glück wurde bei diesem Ereignis niemand ernsthaft verletzt", erklärte der stellvertretende Bezirkshauptmann, Sigmund Geiger. In Pettneu hätten die dortigen Wildbachverbauungen und Auffangbecken weit Schlimmeres verhindert. Vor allem im Bereich des Schnanner Dorfbaches standen Keller unter Wasser, Hausfassaden wurden beschädigt. Zudem hat eine Mure auch den Fluss Rosanna kurzzeitig verlegt, das Bahngleis beschädigt, die Rosanna zurückgestaut und dadurch das Gewerbegebiet in Schnann und auch weitere Felder zumindest teilweise unter Wasser gesetzt.

Durch den Einsatz der Feuerwehr konnte die Rosanna laut Angaben des Landes Tirol noch am Abend wieder frei abfließen. "Der schnelle und beherzte Einsatz der Einsatzkräfte ringt mir großen Respekt ab. Jedem Einzelnen möchte ich im Namen des Landes von Herzen danken", sagte Landeshauptmann Platter. Insgesamt standen bis weit in die Nacht 180 Feuerwehrleute aus sämtlichen Gemeinden des Stanzertales von Kappl über Pians bis Landeck, Grins, St. Anton etc. im Einsatz.

Im Tiroler Oberland haben in der Nacht auf Donnerstag starke Regenfälle für Überschwemmungen und Erdrutsche gesorgt. Im Bild: Die Unwetterschäden in Schnann in Tirol.
Foto: APA/ZEITUNGSFOTO.AT

Schäden an Arlbergbahnstrecke "erheblich"

Donnerstagvormittag sollte ein weiterer Erkundungsflug von Experten des Baubezirksamtes und der Wildbach- und Lawinenverbauung mit dem Landeshubschrauber durchgeführt werden. Im Laufe des Vormittages wollte sich auch die Tiroler Landesregierung bei einem Lokalaugenschein ein genaues Bild machen.

Die Schäden an der Arlbergbahnstrecke seien indes nach einer ersten Einschätzung doch erheblich, sagte ÖBB-Sprecher Christoph Gasser-Mair der APA. Die Strecke werde voraussichtlich bis Freitag untertags gesperrt bleiben. Die Aufräum- und Wiederherstellungsarbeiten waren bereits im Gange, zwischen Landeck/Zams und Bludenz in Vorarlberg wurde ein Schienenersatzverkehr eingerichtet. Die Reisezeit werde dadurch rund eine Stunde länger dauern, bat der Sprecher die Fahrgäste um Verständnis.

Vorarlberg: Feuerwehren im Großeinsatz

Auch in Vorarlberg hatten die Feuerwehren allerhand zu tun: Am Mittwochabend mussten sie zu mehr als 170 Einsätzen ausrücken. Besonders betroffen waren die Rheintalgemeinden, der Raum Dornbirn sowie der Raum Feldkirch, hieß es bei der Rettungs- und Feuerwehrleitstelle (RFL). Personen kamen laut Angaben der RFL nicht zu Schaden. Die Bregenzer Festspiele mussten ihre "Carmen"-Aufführung ins Haus verlegen.

Der Schwerpunkt der Einsätze habe sich auf die Zeit zwischen 18.30 Uhr und 22 Uhr konzentriert. Umgeknickte Bäume verlegten Straßen, starke Windböen deckten Häuser ab, Keller wurden überflutet. In Fußach, Gaißau und Höchst (alle Bezirk Bregenz) musste die Feuerwehr zahlreiche Keller auspumpen. In Höchst schlug ein Blitz in ein Hausdach ein, in Egg (Bregenzerwald) geriet ein Stadel vermutlich aufgrund Blitzschlags in Brand. In Gaißau musste eine Person aus einem Auto gerettet werden, auf das ein Baum gestürzt war, sie blieb unverletzt.

Eine durch angeschwemmtes Geröll unpassierbare Straße im Tiroler Oberland.
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Motorboot musste freigezogen werden

Im Bereich der Rheinmündung lief bei Windstärke 8 ein Motorboot wegen Motorproblemen auf eine Sandbank auf. Der Schiffsführer des insgesamt mit vier Erwachsenen und einem Kind besetzten Bootes alarmierte gegen 20 Uhr die Einsatzkräfte. Das Feuerwehrboot "Föhn" zog das Motorboot frei und schleppte es dann in den Hafen Hard. Verletzt wurde niemand, so die Seepolizei.

Auch Kulturveranstalter hatten mit dem Unwetter zu kämpfen. Die Seebühnenaufführung von "Carmen" wurde am Mittwochabend von vornherein ins Festspielhaus verlegt. Es ist die erste Regenabsage der heurigen Saison. "Regen und starker böiger Wind, dazu Gewitterzellen mit Blitzen in unmittelbarer Nähe – die Summe der Wetterphänomene hat uns zur Verlegung veranlasst", so Pressesprecher Axel Renner. Das Musikfestival Szene Openair in Lustenau, das am Donnerstagnachmittag beginnt, hat das schwere Gewitter unbeschadet überstanden. "Der Aufbau läuft nach Plan. Wir haben angesichts des Unwetters alle nötigen Maßnahmen ergriffen und unsere Bauwerke gesichert", so Festivalleiter Hannes Hagen gegenüber der APA. Es kam zu keinerlei Schäden.

Laut Angaben der ZAMG brachten die Unwetter regional sehr unterschiedliche Niederschlagsmengen. "Die stationären Zellen brachten in einigen Gebieten weniger als zehn Millimeter Regen, in anderen Gegenden deutlich mehr als 50 Millimeter. Das ist typisch für diese Wetterlage", so ein Meteorologe. Spitzenreiter sei die Station Sulzberg (Bregenzerwald) gewesen, wo in kurzer Zeit rund 60 Millimeter Regen fielen. Am Rohrspitz (Bezirk Bregenz) wurden Windspitzen von bis zu 80 km/h gemessen, in Feldkirch wehte der Wind mit bis zu 65 km/h, in Alberschwende (Bregenzerwald) gab es Böen von bis zu 80 km/h. (APA, 2.8.2018)