Niki Lauda, die Formel-1-Ikone.

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Als Gewinner des Grand Prix von Großbritannien 1982. Einer von 25 Siegen des dreifachen Weltmeisters.

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Zwei Weltmeisterschaften (1975, 1977) gewann er auf Ferrari, ...

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... eine auf McLaren (1984) nach erbittertem Kampf gegen seinen Stallkollegen Alain Prost.

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Der Österreicher hatte sich am 1. August 1976 bei einem Unfall auf dem Nürburgring schwerste Verletzungen zugezogen, ...

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... aufgrund der Verbrennungen musste er sich damals Haut transplantieren lassen und trat knapp einen Monat später bei einer Pressekonferenz an.

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Lauda am 20. März 2018 anlässlich eines Testflugs der Laudamotion nach Düsseldorf am Flughafen Schwechat.

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1975: Niki Laudas erster WM-Titel.

F1Marv

1984: Niki Laudas dritter WM-Titel.

Christiam Santos

Wien – Und dann noch eine Lungentransplantation, ist man versucht zu schreiben. Zwei Nieren musste sich Niki Lauda schon einsetzen lassen – als Spätfolge seines schweren Unfalls am Nürburgring. Seit damals war auch seine Lunge nurmehr eingeschränkt funktionstüchtig. Am 1. August 1976, knapp fünf Jahre nach seinem Formel-1-Debüt, entging er nur knapp dem Tod. Aber der Reihe nach.

Andreas Nikolaus Lauda wurde am 22. Februar 1949 in eine Wiener Industriellenfamilie hineingeboren. Laudas erstes Auto, ein VW Käfer Cabriolet, kam im gleichen Jahr wie er zur Welt, gekauft hatte er ihn mit 15 Jahren.

Laudas Leidenschaft für Motorisiertes zehrte seine Eigenmittel und das Verständnis des wohlhabenden Elternhauses restlos auf, der selbstbewusste junge Mann wusste aber seinen Namen zu nutzen und stieg auf Pump in die Rennsportszene ein.

Mit den seinerzeit üblichen Stationen auf dem Weg in die Königsklasse des Autorennsports hielt sich der ebenso begabte wie kecke junge Mann nicht lange auf.

Formel-1-Debüt mit 22 Jahren

Mit 22 Jahren debütierte Lauda in der Formel 1. Wegen eines Defekts an seinem March-Ford konnte er den Großen Preis von Österreich in Zeltweg am 15. August 1971 nicht beenden. Durch starke Vorstellungen im mit einem Kredit bezahlten Cockpit von March-Ford und im ebenfalls britischen Team B.R.M. in den folgenden beiden Jahren zog Lauda das Interesse von Enzo Ferrari auf sich.

Der Patriarch der Scuderia und der präsumtive sportliche Erbe des ersten österreichischen Formel-1-Weltmeisters Jochen Rindt verstanden sich nicht auf Anhieb, zumal sich Ferrari Laudas Gehaltsforderungen – drei Millionen Schilling – in Lire hatte umrechnen lassen. "Dann hat er mich gefragt, ob ich deppert bin."

Dass Lauda das Geld wert war, bewies er mit dem Weltmeistertitel 1975. Dann der tiefe Einschnitt mit dem Feuerunfall beim Großen Preis von Deutschland am Nürburgring.

Dass er lediglich 42 Tage später, mit noch kaum verheilten Brandwunden und schwer geschädigten Lungen, wieder einstieg, um ab dem Grand Prix von Monza seine Titelchance zu wahren, machte Lauda in einer Zeit, als der Tod in der Formel 1 noch reiche Ernte hielt, zur überlebt habenden Legende.

"Als ich in den zweiten Gang schaltete, habe ich mir vor Angst fast in die Hose gemacht", gestand er später während eines Treffens mit seinem seinerzeit völlig unbedankten italienischen Lebensretter Arturo Merzario.

Bestverdienender Rennfahrer seiner Zeit

Lauda stieg beim letzten Saisonrennen in Fuji, Japan, wegen strömenden Regens aus und begnügte sich aus Sicherheitsgründen mit der Vizeweltmeisterschaft. Seine Rivalität mit dem britischen Weltmeister James Hunt wurde 2013 im Hollywood-Film "Rush" verfilmt. Der deutsche Schauspieler Daniel Brühl verkörperte den sich kein Blatt vor den Mund nehmenden Österreicher.

1977 holte Lauda, auch zur Verblüffung von Ferrari, neuerlich den Titel. Der Spitzname "Niki nazionale" war ihm in Österreich sicher. Er stieg zum bestverdienenden Rennfahrer seiner Zeit auf, zumal er auch einen Gehaltspoker mit dem damaligen Brabham-Teamchef namens Bernie Ecclestone haushoch gewonnen hatte.

Ein Nebenprodukt dieses Erfolges sollte noch Jahre später viel Geld in die Kassen des Österreichers spülen – für das Tragen des Schriftzugs Parmalat auf der rote Kappe, die er ursprünglich zur Kaschierung seiner Verbrennungen zu tragen pflegte.

25 Jahre hielt die Partnerschaft mit dem inzwischen zugrunde gegangenen Milchkonzern, danach nützten Firmen wie Novomatic und Oerlikon die Präsenz und auch die offensichtliche Immunität Laudas gegen Kritik an seinem Tun. Die war auch heftig, als er 1979, während des Trainings zum Grand Prix von Kanada, seine Karriere mit dem Satz "Ich will nicht mehr im Kreis fahren" für beendet erklärte.

Absturz des Lauda-Air-Fluges 004

Im selben Jahr gründet Lauda mit zwei Fokker-F-27-Flugzeugen und auch sich selbst als Pilot die Lauda Air. Nur drei Jahre später zwingen ihn wirtschaftliche Probleme der Fluglinie, wieder "im Kreis zu fahren". Lauda tut das erfolgreich für McLaren. 1984 reicht ihm ein halber Punkt vor Teamkollege Alain Prost – der geringste Vorsprung der Geschichte – für den dritten Weltmeistertitel.

Im Jahr darauf gewann Lauda in Zandvoort, Niederlande, seinen 25. und letzten Grand Prix. Der inzwischen zweifache Familienvater – Ehefrau Marlene gebar die Söhne Lukas (1979) und Mathias (1981) – widmete sich der neugegründeten Lauda Air.

Deren Erfolgsrezept – hoher Servicestandard, aber im Vergleich zur staatlichen Konkurrenz niedrige Preise – geriet am 26. Mai 1991 durch die Tragödie der "Mozart" in Verruf.

Beim Absturz des Lauda-Air-Fluges 004 von Bangkok nach Wien im thailändischen Dschungel kamen 223 Menschen ums Leben. Lauda bewährte sich als Krisenmanager und zeigte sich, mit Tränen in den Augen durch das Trümmerfeld im thailändischen Dschungel stapfend, auch menschlich tief getroffen. "Das war die schwärzeste Stunde meines Lebens."

Dass die Angehörigen der Unfallopfer seitens der Fluglinie keine Unterstützung erfuhren und dass bei den Untersuchungen Versäumnisse bei der Wartung der Boeing 767 ruchbar wurden, blieb an Lauda hängen, obwohl für ihn selbst das Unglück wegen eines Konstruktionsfehlers an der Maschine juristisch konsequenzlos blieb.

Eigene Fluglinien

Anfang der 1990er-Jahre begann dann eine engere Kooperation mit der Lufthansa, die mehr Tiefen als Höhen zeitigte. 1997 beteiligten sich die Austrian Airlines mit 36 Prozent an der Lauda Air und erhöhten ihre Beteiligung sukzessive auf 100 Prozent.

Niki Lauda war da schon längst nicht mehr an Bord. 2003 gründete er wieder die eigene Fluglinie, die in der Folge als Niki abheben sollte und die eng mit Air Berlin kooperierte. Air Berlin übernahm Anteile, zuerst nur ein paar Prozent, dann immer mehr.

Und wieder machte sich Lauda frei, schloss das Kapitel rund um Air Berlin. Einmal wollte er es noch wissen. Anfang 2018 bekam er bei der Zerschlagung der Air Berlin im zweiten Anlauf den Zuschlag für die österreichischen Teile und kaufte damit die Air-Berlin-Tochter Niki zurück. Diese brachte er in die Laudamotion ein, ein Unternehmen, das Lauda aus dem Bedarfsflugunternehmen Amira Air herausentwickelte, das er Anfang 2016 übernommen hatte. Sein jüngster Coup war die Hereinnahme des irischen Billigflugriesen Ryanair.

Im vorigen August dann die Nachricht, dass sich Lauda nach einer schweren Lungenerkrankung am Wiener AKH einer Transplantation beider Lungenflügel unterziehen musste. Im Oktober 2018 konnte er das Krankenhaus verlassen, Anfang 2019 hieß es für Lauda neuerlich zurück auf die Intensivstation.

Der 70-jährige dreifache Formel-1-Weltmeister und Flugunternehmer sei am Montag im Kreis seiner Familie friedlich entschlafen, teilte die Familie in der Nacht auf Dienstag mit:

"In tiefer Trauer geben wir bekannt, dass unser geliebter Niki am Montag, den 20.05.2019, im Kreise seiner Familie friedlich entschlafen ist. Seine einzigartigen Erfolge als Sportler und Unternehmer sind und bleiben unvergesslich. Sein unermüdlicher Tatendrang, seine Geradlinigkeit und sein Mut bleiben Vorbild und Maßstab für uns alle. Abseits der Öffentlichkeit war er ein liebevoller und fürsorgender Ehemann, Vater und Großvater. Er wird uns sehr fehlen", heißt es darin.

Neben den beiden Söhnen aus erster Ehe hinterlässt Lauda neunjährige Zwillinge aus seiner zweiten Ehe mit Birgit Wetzinger und einen 37-jährigen unehelichen Sohn. (Sigi Lützow, Günther Strobl, 21.5.2019)

Steckbrief NIKI LAUDA

Voller Name:
Andreas Nikolaus Lauda

Geboren:
22. Februar 1949 in Wien

Gestorben:
20. Mai 2019

In zweiter Ehe verheiratet mit Birgit, gemeinsame Zwillinge Max und Mia (9 Jahre). Aus erster Ehe mit Marlene entstammen die Söhne Lukas und Mathias Bruder Florian.

Karriere als Formel-1-Fahrer:

Erster Grand-Prix-Start:
15. August 1971 in Österreich

Letzter GP-Start:
3. November 1985 in Australien

GP-Starts:
171

GP-Siege:
25

Podestplätze:
54

Pole Positions:
24 Schnellste Runden:

Teams:
March (1971-1972)
BRM (1973)
Ferrari (1974-1977)
Brabham (1978-1979)
McLaren (1982-1985)

Größte Erfolge:
Weltmeister 1975, 1977 und 1984

Auszeichnungen:
Österreichs Sportler des Jahres (1977)
Verleihung Laureus ("Sport-Oscar") für Lebenswerk (2016)

Wichtigste Stationen als Luftfahrtunternehmer:

1979
gründet Lauda die Lauda Air, die er 2001 an den Konkurrenten AUA verkauft

1991
Absturz der Boeing 767 "Mozart" der Lauda Air in Thailand mit 223 Toten

2003
gründet Lauda die Fluglinie Niki (flyniki), die er 2011 zur Gänze an Air Berlin verkauft

2018
übernimmt Lauda aus der Insolvenzmasse der Air Berlin die Niki, führt sie als Laudamotion – und verkauft sie im Juli zu 75 Prozent und Ende 2018 komplett an Ryanair, bleibt aber Chairman.