Bild nicht mehr verfügbar.

Nicht jeder Orbit ist für die Ewigkeit gemacht.
Foto: REUTERS/NASA TV

Im Juni schwenkte die NASA-Sonde Dawn in ihren endgültigen Orbit um den Zwergplaneten Ceres im Asteroidengürtel ein. Dort wird sie auch dann noch verbleiben, wenn der letzte Treibstoffvorrat verbraucht ist und die Stromversorgung zusammenbricht. Wenn nichts Unvorhergesehenes passiert, wird sie dort für immer ihre Kreise ziehen.

Dieser Hauch von Ewigkeit wird der Internationalen Raumstation ISS nicht beschert sein. Sie kreist auf etwa 400 Kilometern Höhe um die Erde, und am Rand der Thermosphäre ist die Erdatmosphäre immer noch dicht genug, um die ISS durch Reibung abzubremsen. Um diesen ständigen Höhenverlust von 50 bis 150 Metern pro Tag zu kompensieren, wird sie immer wieder durch Zünden der Triebwerke in den Wunschorbit zurückmanövriert. Überließe man die ISS sich selbst, würde sie in weniger als eineinhalb Jahren auf die Erde stürzen.

Die Deadline naht

Letztendlich wird sie das auch tun, denn ihre Tage sind gezählt ... auch wenn sich die ISS-Partner noch nicht auf die Zählung geeinigt haben. Bis 2024 soll die Station auf jeden Fall in der bisherigen Weise betrieben werden, dann – so hieß es vor Kurzem – könnte sie privatisiert werden. Ein Ende Juli veröffentlichter Bericht der NASA äußerte an solchen Plänen aber Zweifel.

Und selbst ein kommerzieller Betrieb wird früher oder später enden müssen, alleine schon wegen der alternden Bord-Technik. Dann stünde man wieder vor dem gleichen Problem wie aktuell mit der Deadline 2024/2025: Um die nicht mehr gebrauchte Station zu entsorgen, müsste sie zum Absturz gebracht werden. Der darf aber nicht zu einem zerstörerischen Einschlag werden.

Noch ungelöste Probleme

Pläne für einen kontrollierten Absturz stecken jedoch immer noch in den Kinderschuhen, wie das Magazin "Popular Mechanics" berichtet. Bezugnehmend auf den jüngst präsentierten NASA-Report zählt das Magazin einige der noch zu lösenden Probleme auf: So müsste erst der Treibstoffvorrat der ISS aufgefüllt werden, damit man sie an eine günstige Position manövrieren kann, von der aus ein Absturz über menschenleerem Gebiet möglich wäre. Außerdem ist die Station keine Einheit, sondern ein Konglomerat aus Modulen, deren jeweilige Triebwerke simultan gezündet werden müssten. Noch fehlt es aber an einer Software, die für die nötige Abstimmung sorgen würde.

Dass die Aktion – vor allem wegen des benötigten Treibstoffs – geschätzt 950 Millionen Dollar kosten würde, ist noch das am leichtesten zu lösende Problem. Allerdings können sich auch dort Hindernisse auftun, wo lediglich der nötige Wille aufgebracht werden muss. Das kühle Klima zwischen den ISS-Hauptpartnern USA und Russland erschwert nämlich die dringend notwendige Kooperation. Ein erstes Konzept zu einem kontrollierten ISS-Absturz wurde laut NASA Anfang 2017 erstellt, von der russischen Weltraumbehörde Roskosmos bislang aber nicht überprüft.

--> Popular Mechanics: "Death Star: The ISS Doesn’t Have a Way to Crash Safely"

--> NASA-Report: "NASA’s Management and Utilization of the International Space Station"

(jdo, 5. 8. 2018)