29,8 Grad Celsius hat die Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik in der Inneren Stadt Freitagmittag gemessen. Der Fiakerstellplatz neben dem Wiener Stephansplatz ist voll. Bis die Pferde Hitzefrei bekommen, muss das Thermometer noch um 5,2 Grad steigen. Seit 2017 ist ab 35 Grad Schluss für die Tiere. Den Wiener Grünen ist das nicht genug. "35 Grad waren ein Etappenziel, aber das kann nicht das Ende sein", sagt Cosma Stöger, Initiatorin des grünen Tierschutzforums. Dass die Pferde in der Sonne stehen und trotz der Hitze Touristen durch die Innenstadt kutschieren, ist für die Aktivistin "nicht tierschutzkonform", die Rathaus-Grünen müssten nachverhandeln.
"Wir wollten immer eine Grenze von 30 Grad", versichert der Gemeinderat und grüne Tierschutzsprecher Rüdiger Maresch. Doch habe man sich bei den Verhandlungen nicht durchsetzen können. Das Problem: Die Wiener City kratze sehr oft an der Hitzegrenze, liege aber oft knapp unter den 35 Grad, so Maresch.
Freiwillige Pause in Salzburg
Ähnlich war es diese Woche in Salzburg. Dort haben die Fiaker am Mittwoch ihren Stellplatz am Residenzplatz freiwillig nicht angefahren, obwohl nach den geltenden Bestimmungen Pferde auch in Salzburg erst ab einer Temperatur von 35 Grad – abgelesen an der Messstation in Freisaal – hitzefrei bekommen. Die Fiakerunternehmer legten aus Rücksicht auf ihre Tiere einen Ruhetag ein. Lediglich zu gebuchten Terminen, etwa Hochzeiten, wurde ausgeritten.
"Auch Pferde können einen Hitzeschlag bekommen, wenn sie keinen Unterschlupf haben", kritisiert Stöger. "Den Pferden macht die Hitze nichts", sagen die Fiakerfahrer am Stephansplatz. Dort werden die Pferde an den Hydranten getränkt und mit einem Schlauch abgespritzt. Während die Tiere am Vormittag in der Sonne stehen, wirft der Dom ab Nachmittag Schatten auf sie.
Tiere sind topfit
Das sei auch besonders wichtig, sagt Klaus Fischl von der Tierärztekammer zum STANDARD: "Der Stellplatz sollte beschattet sein. Sind die Tiere unterwegs, spüren sie den Fahrtwind, die Kutsche ist nicht schwer. Das Warten in der Sonne ist oft anstrengender als die Arbeit." Generell sieht der Tierarzt kein Problem mit den aktuellen Temperaturen. "Pferde sind Steppentiere." Da Fiakerpferde regelmäßig veterinärmedizinisch kontrolliert werden, seien die Tiere "topfit". Und: "Gesunde Tiere haben kein Problem mit der Hitze", sagt Fischl. Nur sollte darauf geachtet werden, dass die Pferde viel trinken.
Für die Tierschutzorganisation Vier Pfoten ist die aktuelle Regelung nur das Minimum. "Es gibt eindeutig Luft nach oben", sagt Kampagnenleiterin Martina Pluda. So sollten Fiakerfahrten "ausschließlich in Grünanlagen stattfinden. Pferde haben im Stadtgebiet absolut nichts verloren." Die Petition für bessere Arbeitsbedingungen für Fiakerpferde hatte am Donnerstag rund 34.000 Unterschriften.
Polizeipferde und die Hitze
Wie die Hitzebestimmungen für Polizeipferde in Zukunft ausgestaltet sein werden, ist noch offen. In dem Erlass zur berittenen Polizei wird man sich dem Thema widmen, heißt es auf STANDARD-Anfrage aus dem Innenministerium. "Grundsätzlich schauen wir auf das Wohl unserer Tiere. Bei 40 Grad werden wir sie sicher nicht einsetzen", sagt ein Sprecher. Ob die Grenze bei 35 Grad, höher oder tiefer liegt, könne man jedoch noch nicht beantworten. (Oona Kroisleitner, 3.8.2018)