(Fensterloses Krankenzimmer in einer psychiatrischen Klinik. Blaues Licht. Der Boden mit einem blauen Teppich ausgelegt. PATIENT ist damit beschäftigt, Möbel und Wände blau zu streichen.)

PATIENT (singt während der ganzen Dauer des Stücks): Blau, Blau, Blau ist meine liebste Farbe, blau, blau, blau ist alles, was ich hab'. Darum lieb' ich alles, was blau ist, weil ich Bundesinnenminister bin.

(Die Tür wird geöffnet, PROFESSOR erscheint, gefolgt von Studentinnen und Studenten.)

PROFESSOR: Patient vierzehn. Ein rätselhafter Fall. Wurde vor fünf Tagen in einem Reitstall aufgegriffen, wo er versucht hat, Pferde mit blauer Farbe zu übergießen. Seine Identität konnte noch nicht festgestellt werden. Seit er bei uns ist, ist er unausgesetzt damit beschäftigt, alles, was in seine Nähe kommt, blau anzumalen. Seien Sie also vorsichtig.

EIN STUDENT: Ist er gefährlich?

PROFESSOR: Bis auf einzelne Farbattacken gegen Pfleger und Ärzte bis jetzt nicht. Aber wir wissen nicht, was geschieht, wenn er seine Malarbeiten beendet hat.

EINE STUDENTIN: Und man weiß wirklich nicht, wer er ist?

PROFESSOR: Leider nein. Er hatte keine Papiere bei sich, er scheint niemandem abzugehen und abgesehen von diesem Lied, das er dauernd singt, hat er noch keinen zusammenhängenden Satz von sich gegeben.

DIE STUDENTIN: Hat man die Möglichkeit in Betracht gezogen, dass es sich tatsächlich um den Bundesinnenminister handelt?

PROFESSOR: Ich bitte Sie, können Sie sich einen Innenminister vorstellen, der so etwas tut?

DIE STUDENTIN: Sie haben recht, das ist ausgeschlossen.

(Vorhang)

(Antonio Fian, 3.8.2018)