"Das sind Statistiken, die ich nicht infrage stellen will. Aber manche Dinge finde ich schon komisch. Zum Beispiel, dass ein Mensch ins Kino gehen muss, um an der Gesellschaft teilzuhaben. Ich meine: Wie viele können sich das leisten? Ich finde nicht, dass Kino überlebensnotwendig ist", so die Sozialministerin Beate Hartinger-Klein im Interview mit der "Kronen Zeitung".

Das sorgte für viel Kritik, vor allem auch, weil die Ministerin erst wenige Tage zuvor meinte, mit 150 Euro im Monat könne man leben, wenn man die Wohnung auch noch bekomme. Realitätsfern und unmenschlich seien diese Aussagen – so die Kritiker. Vor allem weil es bei der Diskussion auch um die gesellschaftliche Teilhabe gehe. Bei einem Einpersonenhaushalt liegt die Armutsgefährdungsschwelle bei 1.238 Euro im Monat. Neben diesem Aspekt wird auch die finanzielle und materielle Deprivation bei der Erhebung von Einkommen, Armut und Lebensbedingungen (EU-SILC 2017) von der Statistik Austria definiert. Zwischen 13 und 15,8 Prozent der Bevölkerung sind laut der Erhebung armutsgefährdet, was rund 1.126.000 bis 1.365.000 Personen sind.

Indikatoren materieller Deprivation

Bei der Deprivation geht es um die Nichtleistbarkeit von Gütern und Bedürfnissen. Zu diesen zählt etwa, regelmäßig Zahlungen (Miete, Betriebskosten, sämtliche Rückzahlungsverpflichtungen) sowie unerwartete Ausgaben bis 1.160 Euro tätigen zu können, die Wohnung angemessen warm zu halten, sich eine ausgewogene Ernährung leisten zu können, einmal im Jahr auf Urlaub zu fahren, ein Auto, eine Waschmaschine, einen Fernseher und ein Telefon zu besitzen, notwendige Arztbesuche in Anspruch zu nehmen, neue Kleidung zu kaufen. Treffen mehr als drei der Punkte nicht zu, spricht man von materieller Deprivation.

Kein Geld für Freizeitaktivitäten bedeutet für viele Menschen den Ausschluss aus der Gesellschaft.
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Zu den Indikatoren materieller Deprivation gehört, wenn sich die Person nicht leisten kann, Kleidung zu ersetzen, zwei Paar Schuhe zu besitzen, regelmäßige mit Kosten verbundene Freizeitaktivitäten auszuüben, Internet zu Hause zur Verfügung zu haben, Freunden oder Verwandten mindestens einmal im Monat zu treffen, regelmäßige eine Tageszeitung zu lesen, Geld für eigenen Bedarf auszugeben und jeden Monat 15 Euro zu sparen. Kann man sich einen Kinobesuch nicht leisten, stellt das somit einen möglichen Indikator für eine materielle Deprivation dar. "Ein würdevolles Leben sieht anders aus", schreibt User "calathea":

Auch auf Twitter berichten zahlreiche Menschen, was es bedeutet, wenig oder kein Geld zu haben.

Was bedeutet es, nicht teilhaben zu können?

Welche Voraussetzungen braucht es für die gesellschaftliche Teilhabe? Was heißt es, nie ins Kino gehen zu können und auf Freizeitaktivitäten, die Geld kosten, verzichten zu müssen? Berichten Sie im Forum von Ihren Erfahrungen! (haju, 6.8.2018)