Opake Politikfelder haben auch Vorteile: Was im Dunkeln liegt, muss und kann man nicht groß diskutieren, eben weil es so undurchsichtig ist. Das garantiert auch eine robuste Langlebigkeit, die denen entgegenkommt, die von den Vorgängen hinter dem Vorhang der Öffentlichkeit profitieren. Die in föderalen Fallstricken verhedderte Finanzierung der Schulen ist so ein Fall.

Wenn nun eine Analyse des IHS aufzeigt, dass just die Schulen mit besonders herausfordernden Rahmenbedingungen – vor allem im städtischen Raum (nicht nur Wien!) – zu wenig Mittel bekommen, dann reagieren viele schnell mit Angst und Empörung, dass eine Ressourcenumverteilung zu den besonders ge- und überforderten "Brennpunktschulen" ihr eigenes Kind besonders belasten könnte.

Das ist zwar irgendwie verständlich, weil alle Eltern für ihr Kind das Beste wollen, aber auch kurzsichtig, weil die Welt jenseits der eigenen Schule nicht aufhört. Eigentlich fängt sie dort erst richtig an, wo Kinder mit weniger Geld, weniger Bildung, weniger Sprache, weniger Lebens-, ja, oft auch aktiven Elternressourcen in einem sehr buchstäblichen Sinn bestmöglich für das Leben vorbereitet werden sollen. Futterneid gegenüber diesen "Brennpunktkindern" ist also unangebracht: Denn sollte es wirklich einmal brennen, dann brennt mit großer Wahrscheinlichkeit nicht nur das Leben dieser Kinder. Dann wird sich auch die Gesellschaft, in der sie leben, schmerzhafte Brandblasen holen. (Lisa Nimmervoll, 6.8.2018)