Work-Life-Balance und sozialen Medien kann der Werber Jean-Remy von Matt nicht viel abgewinnen

Foto: Jung von Matt

"Eine Nachschicht kann auch erfüllende Aspekte haben", sagte von Matt, der in den Neunzigerjahren die Hamburger Agentur Jung von Matt mitgründete. Er selbst sei nach über 40 Jahren Arbeit in der Branche zwar nicht mehr oft dabei, wenn bis spät in der Nacht gearbeitet wird, aber er erinnert sich: "Wenn alles perfekt war, hab ich mich oft wie ein Held gefühlt", sagt er gegenüber "Zeit Campus".

Bestehen Bewerber darauf, pünktlich Feierabend zu machen, so empfiehlt von Matt ihnen, sich bei einer Agentur zu bewerben, "die nicht unbedingt zu den Besten zählen will". Dort fiele eine solche Haltung nicht auf. Er zieht gegenüber der deutschen Zeitung einen Vergleich zum Fußball. "Würde ein junger Fußballer den Trainer des FC Bayern im ersten Gespräch nach der Work-Life-Balance fragen, würde der ihm höchstwahrscheinlich etwas Ähnliches antworten, zum Beispiel: 'Hast du schon mal über die dritte Liga nachgedacht?'", sagte der Firmengründer, der sich selbst als der letzte Kreative seiner Generation bezeichnet.

Medial im vorigen Jahrhundert sozialisiert

Die Werbeagentur von Jean-Remy von Matt ist bekannt durch Kampagnen wie "Geiz ist geil" oder hierzulande mit der #jetzt-Kampagne für Hitradio Ö3 und wurde im Juni in Cannes als "Agentur des Jahres" ausgezeichnet. Seit 2003 unterrichtet von Matt außerdem Werbung an der Hochschule Wismar.

Nicht bloß in Hinsicht Work-Life-Balance folgt von Matt nicht heutigen Trends. Auch auf sozialen Medien ist der Werber nicht aktiv. Er sei "medial im vorigen Jahrhundert sozialisiert" worden, und merkte an: "Meine Söhne sagen: 'Papa, wenn du eine SMS tippst, sieht das aus, als wolltest du eine Bombe entschärfen.'" (red, 7.8.2018)