Die FPÖ leidet ja weniger an der Allgemeinunverträglichkeit der Ewiggestrigkeit, die sie mittlerweile eh wacker, wenn auch oft vergeblich hintanzuhalten sucht. Mehr zu schaffen macht ihr die des Heutigen, Allzuheutigen. Die in den Oppositionszeiten jeweils hochgeredeten Populismen entpuppen sich nämlich im Fall tatsächlicher Machtteilhabe als jener Wein, vor dem von jeher schon die Vollmundigen gewarnt wurden, die stets das Wasser predigten. Die FP-Basis goutiert das wenig. Knittelfeld 2002, als die FPÖ sich und die Regierung in die Luft gesprengt hat, ist diesbezüglich wie ein Menetekel.

Aus dem Burgenland, wo die FPÖ seit 2015 zum Nutzen der SPÖ mitregiert, klingt es, nicht zum ersten Mal, einschlägig vertraut. Maria Nakovits, eine Gemeinderätin aus Neusiedl am See – die Hälfte der Fraktion –, schmeißt nun plötzlich alles hin. Weil ihr die Partei – wir vermerken dies aus Kuriositätsgründen – zu ausländerfeindlich geworden sei.

Der eigentliche Hauptvorwurf dieser Maria Nakovits und ihrer fünf Freunde war aber eigentlich die zunehmende Abgehobenheit und Bürgerferne – gewissermaßen das Regierungsamtliche. "Man kann sagen, die FPÖ ist genau das, was die Parteileitung seit Ewigkeiten an SPÖ und ÖVP kritisiert: eine System- und Funktionärspartei klassischen Zuschnitts." Das ließe sich durchaus als eine gute Nachricht verstehen. Aber nicht für die FPÖ. Denn die hat so weiterzukiefeln an sich selber. Und das ist schlecht fürs Land. (Wolfgang Weisgram, 7.8.2018)