Wien – Es gehört nicht zu den täglichen Klassikern der Start-up-Szene, dass ein österreichisches Unternehmen ein deutsches kauft. Die heimische Sportbuchungsplattform Eversports macht das allerdings bereits zum dritten Mal. Nach zwei Übernahmen kleiner deutscher Firmen (Sprenger Software und 11 Spielmacher) im Jahr 2016 kaufen die Wiener nun den deutschen Konkurrenten Appointman.

Beide Firmen verfolgen mit ihrer Buchungsplattform für Sportstätten dasselbe Ziel, auch das Geschäftsmodell ist grundsätzlich dasselbe. Nutzer bekommen Zugriff auf ein breites Angebot aus 100 Sportarten, etwa diverse Ballsportarten, Yoga-, Tanz- und Fitnessstudios. Betreibern soll geholfen werden, die Auslastung zu erhöhen und mehr Kunden zu gewinnen. "Gemeinsam mit Appointman verzeichnen wir 300.000 Buchungen pro Monat bei mehr als 1.500 Sportanbietern. Der Zusammenschluss war ein logischer Schritt für das Ziel, Marktführer im deutschsprachigen Raum zu werden", sagt der ehemalige Volleyballprofi und Eversports-Mitgründer Hanno Lippitsch.

Übernahme fast geplatzt

Für das Juristenteam von Appointman war der Schritt offenbar nicht ganz so logisch. "Wir waren uns mit Appointman eigentlich sehr schnell einig, bis sich auf deren Seite Anwälte und Steuerberater einschalteten", erzählt Lippitsch im Gespräch mit dem STANDARD. Das habe den Deal fast zum Platzen gebracht. Nichtsdestotrotz haben sich beide Parteien – wenn auch etwas umständlicher als erwartet – auf eine Lösung einigen können.

Für Kunden wird sich vorerst nichts ändern, die Marke Appointman soll in den kommenden Jahren erhalten bleiben. Sobald alle Funktionen der deutschen Software bei Eversports integriert sind, soll es ein Wechselangebot geben. Auch die beiden Appointman-Gründer bleiben und schließen sich dem Eversports-Team an. Wie in der Start-up-Branche üblich, wurde über Vertragsdetails und den Kaufpreis Stillschweigen vereinbart.

DSGVO und Registrierkassa

Großer Beliebtheit erfreuen sich die Datenschutzgrundverordnung und die Registrierkassa hierzulande eigentlich nicht. Dem Softwaregeschäft von Eversports spielen beide Verordnungen allerdings in die Hände. "Vielen internationalen – vor allem amerikanischen – Softwareanbietern ist der Aufwand zu hoch, diese rechtlichen Grundlagen zu erfüllen, das stärkt unsere Position", so Lippitsch. Und auch mit dem vermeintlichen Konkurrenten Myclubs werde bereits an einer Kooperation gearbeitet.

Fünf-Millionen-Investment

Eversports wurde 2013 gegründet und ist mit rund 200.000 Nutzern eigenen Angaben zufolge der größte Anbieter für Sportbuchungen in Europa. Nach zwei Investmentrunden in den Jahren 2015 und 2017 bekamen die Wiener im Frühjahr nochmals eine Finanzspritze in Höhe von fünf Millionen Euro von acht Investoren. Genaue Umsatzzahlen werden nicht bekanntgegeben, diese liegen jedoch im siebenstelligen Bereich mit "steigender Tendenz". (Andreas Danzer, 8.8.2018)