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Republikaner Troy Balderson gewann in einem Wahlkreis, in dem Donald Trump 2016 rund 60 Prozent holte, nur knapp.

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Demokrat Danny O'Connor konnte die – vermutliche – knappe Niederlage daher verschmerzen.

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Washington – Eine Nachwahl im US-Staat Ohio macht den oppositionellen Demokraten Hoffnung für die Kongresswahlen in drei Monaten. Bei der Abstimmung am Dienstag hatte der republikanische Kandidat Troy Balderson nach Auszählung fast aller Stimmen nur einen hauchdünnem Vorsprung vor dem Demokraten Danny O'Connor – und dies, obwohl der Wahlbezirk eigentlich eine Hochburg der Republikaner ist.

Das Votum galt als wichtiger Stimmungstest vor den Kongresswahlen im November. Der Republikaner lag am Mittwoch in der Stimmenauszählung bei 50,2 Prozent, sein demokratischer Rivale bei 49,3 Prozent. Nur rund 1.700 Stimmen trennten die beiden. Wahlentscheidend könnten die mehreren tausend Briefwahlstimmen sein, die noch ausgezählt wurden.

Trump gratulierte

Der Trump-kritische Sender CNN wertete das Ergebnis in Ohio dagegen als zu knapp, um einen Sieger auszurufen. US-Präsident Donald Trump zeigte sich dennoch siegessicher: "Glückwunsch an Troy Balderson für einen großen Sieg in Ohio", twitterte er. "Ein sehr besonderes und wichtiges Rennen!" Der Präsident reklamierte Baldersons Erfolg für sich. Sein Auftritt in Ohio am Samstag habe eine Trendwende für den republikanischen Kandidaten herbeigeführt. Bei der Präsidentenwahl 2016 hatte Trump in dem Wahlkreis mehr als 60 Prozent der Stimmen gewonnen.

Selbst wenn sich Balderson am Ende aber tatsächlich durchsetzen sollte, hat seine Partei nach der Wahl Grund zur Sorge. Denn eigentlich hätte er mühelos gewinnen müssen: Der Wahlkreis im Umland der Großstadt Columbus ist seit 30 Jahren in der Hand der Republikaner, Trump setzte sich bei der Wahl 2016 mit elf Prozentpunkten Vorsprung gegen die Demokratin Hillary Clinton durch. Das Wahlvolk hier ist typische Trump-Klientel – wohlhabende Vorort- und Kleinstadtbewohner, zu 88 Prozent weiß.

"Diese Wahl hätte eigentlich nicht einmal ein ernsthafter Wettbewerb sein dürfen", sagte der frühere Kongressabgeordnete Charlie Dent, ein moderater Republikaner, dem Sender CNN. "Es wird deutlich, dass die Energie und der Enthusiasmus nun auf Seiten der Demokraten sind." Dent äußerte die Befürchtung, dass die Kongresswahlen im November zu einem reinen Referendum über Trumps Präsidentschaft werden könnten – zum Nachteil der Republikaner.

Blaue Welle im Anrollen

Politikprofessor David Cohen von der University of Akron in Ohio analysierte: "Dass die Demokraten in diesem Wahlbezirk überhaupt mithalten konnten, ist ein Anzeichen dafür, dass tatsächlich eine blaue Welle im Anrollen ist." Blau ist die Parteifarbe der Demokraten. Sie hoffen, dass die Unzufriedenheit mit der turbulenten Präsidentschaft Trumps tatsächlich eine "blaue Welle" auslöst, die sie zur Eroberung der Mehrheit im Repräsentantenhaus und womöglich auch im Senat tragen könnte.

Ohne die bisherige Mehrheit seiner Republikaner in beiden Häusern des Kongresses würde das Regieren für Trump deutlich schwieriger. Der Präsident hatte sich deshalb bis zuletzt mächtig für Balderson ins Zeug gelegt. Erst am Samstag war er zusammen mit dem Kandidaten aufgetreten.

Vakanter Sitz im Repräsentantenhaus

Bei der Wahl am Dienstag ging es um die Besetzung eines vakant gewordenen Sitzes im Repräsentantenhaus, nachdem der Republikaner Pat Tiberi seinen Rückzug erklärt hatte. Bei den Wahlen am 6. November werden dann alle 435 Sitze im Repräsentantenhaus und 35 der 100 Sitze im Senat neu vergeben. Die Hoffnungen der Demokraten auf ein gutes Ergebnis sind in letzter Zeit durch eine Reihe von Siegen und überraschend knappen Niederlagen bei Nachwahlen zum Kongress gestärkt worden.

Nach der Wahl in Ohio am Dienstag prognostizierte der einflussreiche US-Demoskop Nate Silver auf seiner Internetseite: "Die Republikaner werden das Repräsentantenhaus sicher verlieren."

Hauchdünne Mehrheit

Bei den zeitgleichen Wahlen zum Senat ist die Ausgangslage der Demokraten deutlich komplizierter. Zwar haben die Republikaner dort derzeit nur eine hauchdünne Mehrheit von 51 Sitzen. Doch nur zehn der 35 zur Wahl stehenden Senatsposten werden von den Republikanern gehalten. In der Mehrzahl der Rennen geht es also für die Demokraten um den Erhalt ihrer bisherigen Mandate.

Trump gratulierte auch drei weiteren Republikanern zu ihren Siegen bei parteiinternen Vorwahlen. John James setzte sich in Michigan mit 54,9 Prozent der Stimmen gegen seine Rivalin durch und tritt im November gegen die demokratische Senatorin Debbie Stabenow an, wie die "Washington Post" berichtete. Bill Schuette gewann die Vorwahl zum Gouverneur in Michigan und kämpft im November gegen die Demokratin Gretchen Whitmer. Und Josh Hawley tritt im November in Missouri gegen die demokratische Amtsinhaberin, Senatorin Claire McCaskill, an. (APA, 8.8.2018)