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Befürworter des Rechts auf Abtreibung hoffen auf eine Mehrheit im Senat für die neue Gesetzesvorlage, die einen für die Betroffene kostenfreien Abbruch bis zur 14. Schwangerschaftswoche erlauben würde.

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Frauen demonstrierten in Buenos Aires auch in den roten Roben von "Handmaid's Tale" für das Recht auf Abtreibung.

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Doch auch Abtreibungsgegner versammelten sich in großen Massen bei Demonstrationen in der argentinischen Hauptstadt.

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Buenos Aires – In Argentinien gilt ein besonders strenges Abtreibungsgesetz: Der Abbruch einer Schwangerschaft gilt als "Delikt gegen das Leben" und ist nur nach einer Vergewaltigung oder bei Lebensgefahr für die Schwangere gestattet. Ein neuer Gesetzesentwurf will Abtreibung nun bis zur 14. Schwangerschaftswoche erlauben, der argentinische Senat stimmt am Mittwoch gegen Mitternacht (Ortszeit, 5 Uhr MESZ) darüber ab.

Das Abgeordnetenhaus sprach sich Mitte Juni bereits mit einer knappen Mehrheit von 129 zu 125 Stimmen für den Entwurf aus. Sogar Argentiniens konservativer Präsident Mauricio Macri, der von sich selbst sagt, er sei "für das Leben", gestand zumindest ein, dass es Zeit für eine "reife und verantwortungsvolle Diskussion" über das Thema sei.

Dennoch sieht es derzeit – auch wegen des großen Einflusses der katholischen Kirche – nicht nach einer Mehrheit im Senat aus. Der argentinische Papst Franziskus schickte einen Brief an die argentinischen Bischöfe und forderte sie auf, für "Leben und Gerechtigkeit" einzutreten. Die Befürworter des Gesetzesentwurfs hoffen aber noch auf einen Umschwung im letzten Moment.

Demonstrationen in Mexiko

Indes haben hunderte Menschen in Mexiko und Costa Rica zur Unterstützung der Legalisierung von Schwangerschaftsabbrüchen in Argentinien demonstriert. In Mexiko-Stadt versammelten sich am Mittwoch (Ortszeit) Befürworter der Entkriminalisierung von Abtreibungen und forderten eine Änderung der Gesetze auch in Mexiko. "Abtreibung ja, Abtreibung nein, das entscheide ich", riefen die Demonstrantinnen.

Einige Frauen reichten einen Brief im argentinischen Konsulat ein mit den Worten "Auf geht's Argentinien, mit viel Liebe und Kraft".

Unterstützung aus Costa Rica

Auch in Costa Ricas Hauptstadt San Jose marschierten rund 500 Menschen zur Unterstützung des Gesetzes in Argentinien. "Wir unterstützen den Kampf in Argentinien", war auf Plakaten zu lesen. Wie in Mexiko und Argentinien sind in Costa Rica Schwangerschaftsabbrüche nur erlaubt, wenn das Leben der Mutter durch die Schwangerschaft gefährdet wird.

Bereits zahlreiche Versuche

Die neue Initiative in Argentinien– die auch vorsieht, dass staatliche und private Kliniken den Eingriff kostenlos vornehmen – ist innerhalb der vergangenen zwölf Jahre der siebente Anlauf zur Legalisierung. Die vergangenen sechs Versuche verliefen ohne Debatte im Sand. Auch Expräsidentin Cristina Kirchner, unter deren Regierung etwa die Ehe für alle eingeführt wurde, gab kein grünes Licht für eine Debatte über ein Abtreibungsgesetz.

2004 schätzte das Gesundheitsministerium, dass bis zu 500.000 Abtreibungen pro Jahr geheim durchgeführt würden. Wenn es sich die Frauen leisten können, finden sie einen Arzt in einer privaten Klinik oder Praxis. Wenn sie arm sind, findet die Abtreibung oft unter unsicheren Bedingungen statt. Verlässliche Zahlen gibt es nicht, je nach Quelle sterben in Argentinien aber jährlich zwischen 50 und 100 Frauen an den Folgen einer illegalen Abtreibung – vor allem Frauen aus armen Verhältnissen. In einer Privatklinik kostet ein Eingriff zwischen 1.000 und 1.500 Dollar – ein Betrag, der das Monatseinkommen vieler Menschen übersteigt. (maa, 8.8.2018)