Wien -Die Wiener Ärztekammer rät niedergelassenen Ärztinnen und Ärzten dringend davon ab, Partnerarzt-Vorschläge der Versicherungen zu unterzeichnen. Präsident Thomas Szekeres und sein Vizepräsident Johannes Steinhart sprachen am Mittwoch in einer Aussendung von einer "Mogelpackung". Für die Ärzte bringe das System mehr Bürokratie, keine garantierte Direktverrechnung und nicht verhandelbare Tarife.
Szekeres kritisierte, dass Uniqa und Merkur ihre Honorare einseitig festsetzen wollen, anstatt die Direktverrechnungshonorare wie üblich mit der Ärztekammer zu verhandeln. Für die Ärzte gebe es keine Möglichkeit der Preisgestaltung – eine zusätzliche Verrechnung an Sozialversicherungen oder Patienten sei unzulässig. Außerdem sei die Direktverrechnung mit den Versicherungen nicht garantiert, weil sie vom Tarif des jeweiligen Versicherten abhänge. Zudem drohe mehr Bürokratie bei der Abwicklung der Rechnungen.
Mangelnde Versicherungsdeckung
"Ist der Patient nicht ausreichend versichert oder lehnt die Versicherung aus anderen Gründen, zum Beispiel wegen mangelnder Versicherungsdeckung, die Zahlung ab, müssten die niedergelassenen Ärztinnen und Ärzte erst recht wieder vom Patienten ein Honorar verlangen oder sich mit der Privatversicherung herumstreiten", warnt Szekeres. Steinhart kritisiert außerdem, dass aus den derzeit vorliegenden Unterlagen keine Zusatzhonorare für zusätzliche Leistungen hervorgehen – etwa für telefonische und Videokonsultationen an Wochenenden oder nachts.
Für "Stärkung des solidarischen Gesundheitssystems"
Steinhart fordert eine "Stärkung des solidarischen Gesundheitssystems". Das stehe nicht unbedingt im Widerspruch zum Wahlarztsystem: "Skeptisch sind wir nur, sollte mit dem Vorstoß der privaten Krankenversicherer eine Art Monopol entstehen, denn das ginge in jedem Fall zulasten der Kolleginnen und Kollegen sowie der Patienten."
Scharfe Kritik an den Plänen der privaten Krankenversicherungen kommt auch von der Liste Pilz. "Vor dem Hintergrund dieser Pläne machen die ganzen sinnlosen Angriffe der Regierung auf das gute österreichische Sozial- und Krankenversicherungssystem Sinn. Die Krankenversicherung soll offenbar privatisiert werden", kritisierte Sozialsprecherin Daniela Holzinger. (APA, red, 8. 8. 2018)