Zwei der gestrandeten Pottwale auf der Halbinsel Nordstrand in Schleswig-Holstein.
Foto: Abbo van Neer

Hannover – Anfang 2016 strandeten an den Nordseeküsten von fünf Staaten insgesamt 30 junge Pottwale aus ungeklärter Ursache. Es war das größte bekannte Strandungsereignis dieser Art, das in der Region bisher registriert wurde, berichtet die Tierärztliche Hochschule Hannover. Es folgte eine umfangreiche Untersuchung, die nun abgeschlossen wurde – und leider ohne wirklich konkretes Ergebnis blieb.

Ein Faktor nach dem anderen ausgeschlossen

Eine der wichtigsten Fragen war, ob die Tiere erkrankt oder geschwächt waren. Zwar wurden bei den Autopsien verschiedene Parasiten und ein neues Herpesvirus gefunden, doch wurden diese Infektionen als bedeutungslos eingestuft. Anzeichen für eine signifikante Menge chemischer Verschmutzung gab es ebenfalls nicht. Bei neun untersuchten Walen fanden die Wissenschafter Plastik in den Mägen der Pottwale – der Müll hatte aber bei keinem der Tiere zu einer Verstopfung des Magen-Darm-Trakts oder einem anschließenden Verhungern geführt.

Auch ein durch Menschen verursachtes Trauma wie die Kollision mit Schiffen oder Verwicklungen in Seile oder Netze konnten die Forscher ausschließen. Selbst marine Erdbeben, schädliche Algenblüten und Veränderungen der Meeresoberflächentemperatur wurden berücksichtigt – als für die Strandungen verantwortliche Faktoren aber ebenfalls als sehr unwahrscheinlich ausgeschlossen.

Gefährliche Untiefen

Die Autoren fassen in ihrer Studie zusammen, dass kein alleiniger Faktor gefunden wurde, der für die Strandungsserie von 2016 verantwortlich ist. Die jungen Tiere hätten sich vermutlich durch das "komplexe Zusammenspiel" nicht mehr genau rekonstruierbarer Faktoren in den seichten südlichen Bereich der Nordsee verirrt. Ab diesem Zeitpunkt dürfte ihr Schicksal dann aber besiegelt gewesen sein.

Die Tiere, die für ihre extrem tiefen Tauchgänge auf der Jagd nach Tintenfischen bekannt sind, hätten sich damit in einer für sie extrem ungewohnten Umgebung wiedergefunden, berichten die Forscher um Ursula Siebert. In dieser Umgebung konnten die Wale nicht mehr effektiv navigieren und hatten auch keine ausreichenden Nahrungsquellen mehr zur Verfügung. (red, 8. 8. 2018)