Foto: apa/afp/kisbenedek
Die Zeltstadt beim Sziget-Festival in Budapest.
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Pro
von Stefan Weiss

Hand aufs Herz: Eigentlich hätten wir das schon früher gerne so gemacht. Spätestens mit fünf bis sechs Großfestivals im Lebenslauf setzt sich nämlich selbst bei immer noch akut brunftigen jungen Menschen die Erkenntnis durch, dass man das Ganze besser und einfacher haben kann.

Es tut einem sehr bald schon nicht mehr gut, um 8 Uhr morgens in ein abgerocktes "Dreimannzelt" zu kippen, in dem der Luki aus der Parallelklasse gerade seine Pizza vom Nachmittag wiederkäut, wenn man sich zwei Stunden später mit einer Packung Klopfer zum Frühstück ohnehin gleich wieder auf Betriebstemperatur bringen muss. Meist treten dann die ersten Fälle auf, in denen junge Menschen die Vorzüge ihres mit den Jahren immer näher am Zeltplatz geparkten Pkws entdecken: Ungestörtheit? Unbedingt!

Es ist dies auch der erste Schritt hin zum Festivalprofi. Abstürze, Höhenflüge, Aufrisse – all das kalkuliert ebenjener selbstverständlich mit der Sicherheit eines vernünftigen Hotelzimmers im Hinterkopf. Sinnlos ist das mitnichten. Wer braucht schon Malle, wenn er St. Pölten haben kann?

Kontra
von Vanessa Gaigg

Es gibt zwei Arten von Menschen auf Festivals: die, die wegen des Line-ups dort sind. Und jene, denen die Musik egal ist. Zu ihrem Festivalleben gehören: Trichter, Gulasch aus der Dose, in der Früh von einem gelben Strahl, der gegen das Zelt prasselt, geweckt werden (been there).

Man kann Gründe finden, warum man trotzdem zelten sollte. Man erfährt als Hotelgast alles als Letzter und steht Stunden in der Sonne vor der Bühne, ohne zu wissen, dass die Lieblingsband abgesagt hat (eine leidvolle Erfahrung). Außerdem ist es fad. Und man fühlt sich steinalt. Bloß: Über das muss man sich zum Glück den Kopf nicht zerbrechen, denn wer hierzulande ein großes Festival ansteuert, dem ist ohnehin nicht mehr zu helfen. Headliner Nova Rock 2019: Die Ärzte. Kein Scherz. Ich bin mittlerweile überzeugt, dass die Plakate für zehn Jahre im Voraus gedruckt werden.

Und die anderen? Ihnen würde der Sinn ihres Kurzurlaubs abhandenkommen. Es wäre eine Themenverfehlung, den Festivalbesuch mit einer Hotelnächtigung zu verknüpfen. Dann könnte man ja gleich nach Malle. (RONDO, 17.8.2018)

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