Zürich – Im Erdreich ist es zwar dunkel, aber keineswegs still. Wurzeln knacken beim Wachsen, Würmer knirschen beim Graben: Je mehr Geräusche biologische Aktivität verraten, desto gesünder der Boden. Auf diesem Prinzip beruht eine neue Methode zur Bodenanalyse, die Forscher der ETH Zürich mit französischen Kollegen kürzlich im Fachblatt "Scientific Reports" vorstellten.

Dank hochsensibler akustischer Sensoren eröffnet sich ein ganz neues Fenster ins Erdreich, sagte Dani Or von der ETH. "Wir können so zum Beispiel erfahren, wann Wurzeln wachsen." Bisher war nicht bekannt, ob dies tagsüber, in der Nacht, bei feuchtem oder bei trockenem Boden geschieht. "Mit der neuen Methode können wir das relativ einfach an Ort und Stelle aufzeichnen – ohne zu graben", so Or.

Eindeutige Signale

Die Forscher befüllten Glasbehälter mit sandiger Erde und säten Mais an oder ließen einen Erdwurm darin graben. Andere Glasbehälter blieben bis auf die Erde leer und dienten zur Kontrolle, ob auch das Erdmaterial allein Geräusche verursachte.

Mit piezoelektrischen Sensoren sammelten die Forschenden akustische Signale, die sich dank der Kontrollbehälter eindeutig dem Graben des Erdwurms oder dem Wachstum der Maiswurzeln zuordnen ließen. Nach einer Woche beim Erdwurm und nach 19 Tagen bei den Maiskeimlingen verglichen die Wissenschafter die Aufzeichnungen mit den gegrabenen Tunneln und den Wurzeln. Die Geräusche und die biologische Aktivität im Boden stimmten stark überein.

Versuche im Freiland geplant

Dani Or kennt sich mit dem Knirschen und Knacken im Boden aus. So konnte er mit seinem Team bereits akustische Vorboten von Erdrutschen bestimmen, wie die ETH mitteilte. Die Geräusche im Boden seien zwar leise, sie wiesen aber eine gewisse Signatur auf, mit der sie sich einer bestimmten Quelle zuweisen lassen, sagte Or. "Würmer etwa bewegen sich viel schneller als Wurzeln, zugleich sind ihre akustischen Emissionen viel punktueller."

Bisher fanden die Versuche nur unter Laborbedingungen statt, wo es keine störenden Nebengeräusche gibt. Als nächstes wollen die Wissenschafter ihre Methode in freier Natur testen. Bewährt sie sich, könnte sie auch in der Landwirtschaft nützlich sein, um Bauern zusätzliche Informationen darüber zu liefern, wie gesund ihr Ackerboden ist. (APA, red, 11.8.2018)