Elefanten, die in der Forstwirtschaft von Myanmar eingesetzt werden, leben in halbwilden Populationen: Tagsüber wird gearbeitet, am Abend entlässt man sie zur Futtersuche in den Wald.
Foto: Alexandre Courtiol

Berlin – Obwohl Elefanten in der südlichen Hälfte Asiens häufig beim Lastentransport und im Tourismus eingesetzt werden, sind es keine domestizierten Tiere im engeren Sinne. In Gefangenschaft gehaltene Bestände werden auch regelmäßig durch den Fang wildlebender Tiere "aufgefrischt". Diese Praxis hat allerdings ihren Preis, wie der Forschungsverbund Berlin berichtet: Wild gefangene Tiere haben eine kürzere Lebenserwartung.

Ein internationales Team von Wissenschaftern hat detaillierte Aufzeichnungen über Asiatische Elefanten, die in der Forstwirtschaft in Myanmar eingesetzt wurden, analysiert und die langfristigen Auswirkungen des Fangs untersucht. Die Ergebnisse zeigen, dass Wildfänge noch ein Jahrzehnt nach ihrem Fang eine erhöhte Sterblichkeitsrate aufweisen und ihre Lebenserwartung im Vergleich zu in Gefangenschaft geborenen Tieren um mehrere Jahre kürzer ist. Die Ergebnisse der Studie wurden in der Fachzeitschrift "Nature Communications" veröffentlicht.

Umfangreicher Datensatz

Elefanten werden seit Jahrhunderten in Holzfällerlagern in Myanmar eingesetzt. Wild gefangene und in der Gefangenschaft geborene Tiere arbeiten und leben dort in halbwilden Populationen zusammen. Sie arbeiten tagsüber und werden nachts in den Wald entlassen, um selbstständig Nahrung zu finden. Dadurch kommen sie in Kontakt mit wilden und anderen in Gefangenschaft lebenden Elefanten. Sie werden weitgehend mit den gleichen Methoden gezähmt, leben in der gleichen Umgebung und werden somit ähnlich behandelt, was gute Vergleichsmöglichkeiten bietet.

Die detaillierten Aufzeichnungen der Lokalverwaltungen in Myanmar über die Elefantenhaltung lieferte den Forschern der Universität Turku in Finnland und des Leibniz-Instituts für Zoo- und Wildtierforschung in Berlin einen umfangreichen Datensatz. Anhand dieser Daten, die fast ein Jahrhundert zurückreichen und über 5.000 in der Forstwirtschaft tätige Elefanten betrafen, analysierten die Wissenschafter die Überlebenschancen der Elefanten nach dem Fang.

Die Ergebnisse

"Unsere Analyse zeigt, dass wild gefangene Elefanten geringere Überlebenschancen haben als in Gefangenschaft geborene, unabhängig davon, welche Fangmethode eingesetzt wird: Einpferchung ganzer Gruppen, Lassos für den Fang einzelner Elefanten oder Ruhigstellung durch Betäubung. Das bedeutet, dass alle diese Methoden einen ähnlich nachteiligen Einfluss auf das weitere Leben eines in Gefangenschaft lebenden und arbeitenden Elefanten haben", sagt Studienerstautorin Mirkka Lahdenperä.

Das größte Sterberisiko für alle wild gefangenen Elefanten besteht laut den Ergebnisse im ersten Jahr nach der Gefangennahme. Auch wenn das Risiko in den Folgejahren abnimmt, hielten überraschenderweise die negativen Auswirkungen etwa ein Jahrzehnt lang an. Es habe sich außerdem gezeigt, dass ältere Elefanten am meisten unter dem Fang leiden, was sich in einer entsprechenden Sterblichkeitsrate niederschlägt.

Lang anhaltender Stress, der durch den Fang und die Zähmung ausgelöst werden könnte, sowie die Veränderungen im sozialen Umfeld der Tiere sind mögliche Gründe für die verkürzte Lebenszeit wild gefangener Elefanten. "Wir sollten alternative und bessere Methoden finden, um die Bestände in Gefangenschaft zu erhalten. Selbst heute sind über 60 Prozent der Elefanten in Zoos Wildfänge und etwa ein Drittel aller verbliebenen Asiatischen Elefanten leben derzeit in Gefangenschaft", sagt Lahdenperä. (red, 10. 8. 2018)

Foto: Virpi Lummaa