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Manatis halten sich dort auf, wo das Wasser angenehm warm ist – auch in Flüssen. Das kann sie in direkten Kontakt mit giftigen Rückständen aus de Landwirtschaft bringen.
Foto: REUTERS/Scott Audette

Pittsburgh – Die drei großen heutigen Gruppen von Meeressäugern – Wale, Seekühe und Robben – sind nur um viele Ecken miteinander verwandt und jeweils unabhängig voneinander vom Leben an Land abgekommen. Trotzdem vollzogen sie dabei einige parallele Entwicklungen, am offensichtlichsten natürlich die Umwandlung der Beine in Flossen.

Es gibt aber auch weniger leicht feststellbare Parallelen: So weiß man mittlerweile, dass bei den Meeressäugern einige Gene, die für Geruchs- und Geschmackssinn zuständig sind, ihre Funktion verloren haben. Ein Team von US-Forschern hat sich nun aus reiner Neugier auf die Suche gemacht, ob sich noch weitere Ähnlichkeiten im Erbgut verstecken. Die eine, die sie fanden, erwies sich als möglicherweise brisant.

Aufgegebener Schutz

DNA-Analysen von fünf Meeressäuger-Spezies führten im Vergleich mit 53 landlebenden Säugetierarten zum Ergebnis, dass das Gen Paraoxonase 1 (PON1) bei den Meeresbewohnern ausgeschaltet ist. Dieses spielt im Zusammenhang mit oxidativem Stress eine Rolle. Tiere, die lange Tauchgänge absolvieren und schnell wieder an die Oberfläche kommen, müssen aber damit anders umgehen als Landbewohner – deswegen dürften die Meeressäuger die für sie ungeeignete Gen-Funktion aufgegeben haben, vermuten die Forscher.

PON1 hat aber noch eine andere Wirkung: Ein von ihm gesteuertes Protein schützt den Körper gegen eine bestimmte Gruppe von Giftstoffen, nämlich Phosphorsäureester-Verbindungen. Diesen Schutz zu verlieren, war ein akzeptabler Preis, als die Ahnen von Walen und Seekühen vor 64 bis 53 Millionen Jahren ins Wasser gingen und die der Robben ihnen vor 21 Millionen Jahren folgten.

Heute sieht die Lage allerdings ganz anders aus: Phosphorsäureester bilden die Basis gängiger Pestizide und werden in der Landwirtschaft in großem Stil eingesetzt. Der Verlust der Gen-Funktion kann für die Meeressäuger nach all der langen Zeit also doch noch zum Problem werden. Insbesondere Seekühe können davon betroffen sein, da sie sich gerne in Flussmündungen tummeln und dort am engsten mit Rückständen aus der Landwirtschaft in Kontakt kommen. Die Forscher raten daher, ein Monitoring einzuführen, um zu überprüfen, wie sich Phasen, in denen besonders hohe Pestizid-Raten ins Meer gespült werden, auf die Tiere auswirken. (jdo, 13. 8. 2018)