Ivona Dadic macht es sich schwer mit dem Speer.

Berlin – "Es tut weh, weil es so knapp war und weil ich es draufgehabt hätte." Also sprach Ivona Dadic in den Katakomben des Berliner Olympiastadions. Wenige Minuten zuvor hatte die 24-jährige Oberösterreicherin den Siebenkampf der Leichtathletik-EM als Vierte beendet. Doch Dadic sprach nicht nur über den Schmerz, sie sprach auch über die Motivation, die sie aus dem Ergebnis zieht. Immerhin hatte sie ihren Rekord, den sie als WM-Sechste 2017 fixierte, um 135 auf 6.552 Punkte verbessert. "Das ist von meiner Seite eine Kampfansage für die Zukunft. Das Loch nach vorne wird kleiner, alle sind zu schlagen."

Am Freitag nicht zu schlagen waren die belgische Olympiasiegerin Nafissatou Thiam (6816 Punkte), die Britin Katerina Johnson-Thompson (6.799) und die Deutsche Carolin Schäfer (6.602). Dadic fehlten also exakt fünfzig Punkte auf Bronze. Ihre oberösterreichische Landsfrau Verena Preiner (23) lieferte persönliche Bestleistung (6.337) ab und wurde Achte, die Kärntnerin Sarah Lagger (18) belegte mit 6.058 Zählern Rang 13.

Rückschlag mit dem Speer

Als ein Hin und ein Her, ein Hinauf und ein Hinunter – so hatte sich, aus Sicht von Dadic, der Siebenkampf gestaltet. Die Welserin lag lange auf Medaillenkurs, erlitt aber im vorletzten Bewerb, dem Speerwurf (47,42 m), einen Rückschlag.

Mit einem ausgezeichneten 800-m-Lauf (2:11,87), in dem sie sich von Johnson-Thompson und Preiner ziehen ließ, konnte sie sich vom fünften auf den vierten Platz verbessern, mehr nicht.

Cocktails und Medaillen

"Heute haben andere die Medaillen, und ich gehe nur Cocktails trinken", sagte Dadic. "Nächstes Mal werde ich wieder die Medaille haben." Mit dem nächsten Mal meint sie die WM 2019 in Katar, doch auch an die Olympischen Spiele 2020 denkt sie schon. "Ich muss und kann überall konstanter werden, und dafür habe ich zwei Jahre Zeit."

In Berlin war der Speerwurf die einzige Disziplin, in der sie sich im Vergleich zur WM 2017 in London nicht gesteigert hatte. "Da hab ich die Medaille liegen gelassen. Zwei, drei Meter mehr, das hätte gereicht."

Mit der Saison, sagte Dadic, müsse und werde sie auch, wenn "die erste Enttäuschung verflogen" sei, dennoch zufrieden sein. "Ich habe mich weiter gesteigert und ich war Hallen-Vize-Weltmeisterin. Es ist kein schlechtes Jahr."

Preiner und Lagger zufrieden

Das gilt nicht minder für Verena Preiner, die über ihren acht Platz "voll happy" war. Dieser sei "die Belohnung für viel harte Arbeit", sagte die 23-Jährige. "Es hat mir echt Spaß gemacht, in diesem Stadion anzutreten." Am Freitag waren fast 50.000 ins Olympiastadion gekommen. Davon zeigte sich auch Lagger beeindruckt. "Die Stimmung war richtig toll", sagte die 18-Jährige. Und den 13. Platz bei ihrer ersten EM in der allgemeinen Klasse "kann man so stehen lassen".

Die Deutschen Louisa Grauvogel und Mareike Arndt, am Finaltag in einen Autounfall verwickelt, konnten zum 800er nicht antreten. Sie mussten ins Krankenhaus gebracht werden, kamen aber nach ersten ärztlichen Angaben ohne schwere Verletzungen davon. Grauvogel war nach sechs Disziplinen als zweitbeste Deutsche an siebenter Stelle gelegen. (Fritz Neumann, 10.8.2018)

Freitag-Ergebnis der Leichtathletik-Europameisterschaften in Berlin, die im Rahmen der Multisport-EM ausgetragen werden:

Frauen – Siebenkampf:

1. Nafissatou Thiam (BEL) 6.816 Punkte
2. Katerina Johnson-Thompson (GBR) 6.759
3. Carolin Schäfer (GER) 6.602
4. Ivona Dadic (AUT) 6.552 (ÖR)

Weiter:

8. Verena Preiner (AUT) 6.337
13. Sarah Lagger (AUT) 6.058