Dass staatliche Förderungen wie mit einer Gießkanne vergeben werden, stößt vor allem der Förderbank AWS sauer auf.

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Fünf Monate liefen die Verhandlungen, für das Wiener Start-up Eversports ging es um eine Finanzierung in der Höhe von einer Million Euro. Vom AWS-Gründerfonds habe es bereits eine unterzeichnete Absichtserklärung gegeben, sofern sich nach einer Due-Diligence-Prüfung keine Probleme mehr ergeben. Eversports-Gründer Hanno Lippitsch zufolge gab es auch keine. Dennoch ruderte der Gründerfonds zurück, und für die Jungunternehmer platzte die Finanzierungsrunde. Andere Investoren fingen den Wegfall ab. Das AWS enthält sich diesbezüglich einer Stellungnahme: "Wir befinden uns in einem dem Bankgeheimnis ähnelnden Vertrauensverhältnis, Einzelfälle dürfen wir nicht kommentieren", sagt Matthias Bischof, Pressesprecher der staatlichen Förderbank AWS.

Eine derartige Missstimmung ist eher untypisch für die österreichische Start-up-Förderlandschaft. An sich dominiert in der Szene der Zuspruch für die staatlichen Zuschüsse in junge Unternehmen. Nichtsdestotrotz fällt meist im selben Atemzug mit dem Lob das Wort Gießkanne. Die meisten Investoren, Unternehmer und Branchenkenner sind sich einig, dass die vom Staat zur Verfügung gestellten Fördermittel einen wichtigen Beitrag für das wirtschaftliche Ökosystem darstellen, jedoch zu weit gestreut vergeben werden – nach dem Prinzip einer Gießkanne eben.

Mangelnde Selektion

Dass immer wieder von mangelnder Selektion gesprochen wird, stößt Bischof sauer auf: "Förderungen bekommen nur jene, die sie wirklich verdient haben. Wir analysieren sehr genau, wer infrage kommt und wer nicht." Wenn dann sei man eher mit der Kritik konfrontiert, dass zu wenige Firmen Förderungen bekämen, so Bischof.

Zwei Wege führen zum staatlichen Finanzzuschuss. Entweder ein Unternehmen beantragt eine Förderung, oder das AWS organisiert sogenannte "Calls". Einen Call kann man sich als Wettbewerb vorstellen. Mehrere Firmen wollen dasselbe und eine Jury bestimmt, wer das Geld bekommt. Entschieden werde bei beiden Varianten anhand "spezieller und transparenter Richtlinien". Transparenz ist in diesem Fall ein dehnbarer Begriff. Auf der AWS-Website befinden sich 128 verschiedene Richtlinien. Jene zur "Förderung von Gründung und Aufbau innovativer Unternehmen" umfasst beispielsweise 45 Seiten. Einblick in die Transparenz zu bekommen, stellt sich also nicht immer als ganz einfach heraus. Und die Entscheidungen der Fördergeber sind oftmals schwer nachzuvollziehen.

Überdies stellt sich die Frage, für welche Förderung das eigene Unternehmen infrage kommt. Der Förderpilot, eine spezielle Suchmaschine, soll den Zugang erleichtern – jedoch spuckt auch dieser meist viele mögliche Programme aus. Und wie sollte es anders sein, sowohl der Bund als auch Länder kommen als Förderer infrage. Entsprechende Beratungen werden von den Förderstellen aber angeboten.

Wohin die Millionen fließen

Vergangenes Jahr investierte die AWS 725 Millionen Euro in Form von Krediten und Garantien an heimische Unternehmen, rund 245 Millionen Euro davon flossen in Firmen, die weniger als fünf Jahre operativ tätig sind. Die zweitwichtigste Förderstelle des Landes, die Forschungsförderungsgesellschaft (FFG), steckte 62 Millionen Euro in ihr Start-up-Programm. Wie erfolgreich geförderte Unternehmen wirtschaften und wer genau die Kapitalspritzen erhielt, lässt sich mangels Kennzahlen aber kaum eruieren. Rund 80 Prozent der seit 1998 von der AWS-geförderten Unternehmen haben überlebt. (Andreas Danzer, 11.8.2018)