Muss man wissen, dass die Zahl 88 ein möglicher Neonazi-Code für "Heil Hitler" ist, weil das H in dieser Alliteration der achte Buchstabe im Alphabet ist? Muss man nicht. Sollte man aber. Gerade in einem Land, in dem Ewiggestrige auch morgen noch nicht der Vergangenheit angehören werden. Andererseits ist die Zahl 88 eine Zahl wie jede andere, 1988 geborene Menschen müssen sich ihres Geburtsjahres nicht schämen.

Wenn, wie nun im Burgenland geschehen, in der Einladung zu einer Wanderung der Weg mit "ca. 8,88 Kilometern" angegeben wird und der Verantwortliche ein FPÖ-Politiker ist, darf man durchaus zweimal hinschauen. Erstens, weil braune Ausrutscher bei den Blauen bisher öfter vorgekommen sind als bei anderen Parteien, und zweitens, weil die FPÖ als Regierungspartei versichert hat, dass nazistische und antisemitische Tendenzen in den eigenen Reihen unter keinen Umständen toleriert werden.

Zweimal hinschauen bedeutet aber mehr, als eine Meldung auf Twitter und Co zu teilen. Es ist ein Unterschied, ob man empört ist oder Empörung erzeugen will. Die 8,88 Kilometer im Bezirk Oberpullendorf zeigen, dass auch der Weg der Unschuldsvermutung immer noch steinig ist.

Es wäre also angebracht, den Beißreflex zu zügeln. In der Zwischenzeit könnte die FPÖ ihren Mitgliedern Nachhilfe im Erkennen und Entschärfen rechtsradikaler Tretminen auf den Stundenplan schreiben. (Michael Simoner, 13.8.2018)