Die Organe des Organismus reagieren unterschiedlich auf Salz. Insofern ist Salz nicht ausschließlich negativ, sondern hat auch positive Wirkung, hat eine Studie gezeigt.

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Bern – Wer viel Salz isst, erhöht früher oder später seinen Blutdruck. Das ist seit mehr als einem Jahrhundert bekannt und durch zahlreiche wissenschaftliche Publikationen untermauert. Ärztinnen und Ärzte warnen daher vor einem exzessiven Salzkonsum, auch die Weltgesundheitsorganisation WHO, die European Society of Cardiology und die American Heart Association empfehlen eine drastische Reduktion der Salzzufuhr.

Dass dadurch das Risiko für kardiovaskuläre Ereignisse automatisch gesenkt wird, konnte aber bislang keine Studie belegen. Nun untersuchte eine internationale Vergleichsstudie von 18 Ländern und 94.378 Personen über acht Jahre, inwiefern die tägliche Salzzufuhr tatsächlich zu mehr Herzinfarkten, Hirnschlägen oder einer Zunahme der Gesamtsterblichkeit führt. Die Relevanz der Ergebnisse ordnete Franz Messerli, Kardiologe am Inselspital Bern, für die Fachzeitschrift "The Lancet" ein.

Hirn eher gefährdet als Herz

Die Forschenden der McMaster University in Kanada fanden in ihrem Vergleich zwar eine lineare Beeinflussung von Salzkonsum und Bluthochdruck (+2.8 mmHg Zunahme pro Gramm Salz pro Tag), diese betraf aber eher Personen, die bereits mehr als fünf Gramm Salz pro Tag zu sich nahmen. Ein sehr hoher Salzkonsum führte zu einem größeren Schlaganfallrisiko, was hauptsächlich in China der Fall war, wo der durchschnittliche Konsum bei fast 14 Gramm pro Tag liegt.

Überraschend war jedoch die Beobachtung einer negativen Korrelation zwischen Salzkonsum und Herzinfarkt wie auch zwischen Salzkonsum und Gesamtmortalität: Je mehr Salz, desto geringer das Risiko. Bei sehr geringem Salzkonsum stieg das Risiko von Herzinfarkt und Schlaganfall wiederum geringfügig an. Messerli vermutet daher, dass nicht alle Organe gleich empfindlich auf Salz reagieren und Salz möglicherweise sogar einen kardioprotektiven Effekt ausüben könnte.

Um dies noch besser beurteilen zu können, analysierten Messerli und seine Kollegen zudem den Zusammenhang zwischen Salzkonsum und Lebenserwartung in 182 Ländern. Es zeigte sich, dass Salzkonsum, außer wenn exzessiv, positiv mit der Lebenserwartung verbunden war (je geringer der Konsum, desto kürzer die Lebenserwartung – und umgekehrt). Demnach scheint Salz an sich nicht unbedingt gesundheitsschädlich zu sein. Andererseits war die Lebenserwartung bei geringem Salzkonsum, wie er teilweise in den Empfehlungen definiert wird, deutlich vermindert.

Mehr Obst und Gemüse

Die Studie erforschte zudem die Korrelation zwischen Kaliumgehalt der Nahrung und Herzinfarkt, Schlaganfall und Gesamtmortalität. Unabhängig vom Salzkonsum senkte Kalium alle drei Risiken. Das bedeutet: Auch Patienten mit einem hohen Salzkonsum können mit zusätzlichem Kalium ihr Risiko vermindern. Kalium kommt hauptsächlich in Früchten, Nüssen und Gemüse vor.

Die Schlussfolgerungen von Franz Messerli:

  • Eine kaliumreiche Diät (Früchte und Gemüse) vermindert das Risiko von Herzinfarkt, Schlaganfall und Gesamtmortalität.
  • Ein zu hoher Salzkonsum erhöht zwar das Risiko von Schlaganfall, aber nicht von Herzinfarkt und die Gesamtmortalität.
  • Ein zu niedriger Salzkonsum kann das Risiko von Herzinfarkt, Schlaganfall und Gesamtmortalität geringfügig erhöhen und möglicherweise die Lebenserwartung verkürzen. (red, 14.8.2018)