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So wie Demonstranten in Augsburg empfiehlt auch die ehemalige Politikerin Franziska Schreiber, sich von der AfD fernzuhalten.

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Franziska Schreiber war vier Jahre bei der AfD.

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Wenn Franziska Schreiber an ihre vier Jahre in der AfD zurückdenkt, dann schämt sie sich immer noch. Nicht für den Aufnahmeantrag, den sie im Sommer 2013 gestellt hat. Vielmehr dafür, dass sie bis September 2017 geblieben ist. "Ich habe zu lange gebraucht, die Partei zu verlassen", schreibt sie in ihrem Buch "Inside AfD" (Europa-Verlag), das in Deutschland für Aufregung sorgt.

Die Karriere der heute 28-Jährigen aus Dresden verlief steil. Sie war Chefin der Jungen Alternative in Sachsen, stellvertretende Pressesprecherin und kam 2017 in den Bundesvorstand. Heute ist sie froh, den Absprung geschafft zu haben, und will vor der AfD warnen. Diese sei "gefährlich", "reaktionär" und strebe den Umsturz des "Systems" an. In der Partei herrschten Hass und Wut vor.

Eine der inkriminierten Passagen.

Wenige Tage nach Veröffentlichung des Buches schlägt Schreiber allerdings viel Unmut entgegen. So gibt es in ihrem Buch auch eine Österreich-Connection. Schreiber erklärt, es hätten viele Menschen "ihre Geldbörse geöffnet", um der AfD zu helfen. Namentlich erwähnt werden die ehemalige CDU-Politikerin Erika Steinbach, "außerdem ein Schlagerstar und ein Mann, der sich vom Himmel auf die Erde stürzte, beide aus Österreich".

Die zweite Beschreibung passt natürlich auf Felix Baumgartner. Der jedoch dementiert via Facebook. Er habe nicht gespendet und werde dies auch in Zukunft nicht tun. "Lieber spende ich einen Zigarettenautomat für die Hofburg, eine Alkohol-Entziehungskur für Jean-Claude Juncker (...)", schreibt er. Die AfD komme auch ohne sein Geld gut zurecht. Schreiber wird von Baumgartner aufgefordert, binnen fünf Tagen klarzustellen, dass nicht er gemeint sei – sonst werde sich seine Rechtsabteilung "um Sie kümmern".

Reden von Goebbels

Der "Spiegel" berichtet, auch Steinbach, die mittlerweile Chefin der AfD-nahen Desiderius-Erasmus-Stiftung ist, wehre sich gegen die Behauptung, sie habe schon 2013 für die AfD gespendet.

Zudem hat laut "Spiegel" der rechte Verleger Götz Kubitschek eine Unterlassungsaufforderung an den Europa-Verlag geschickt, in dem "Inside AfD" erschienen ist. Er wehrt sich gegen Schreibers Schilderung, er habe gemeinsam mit dem thüringischen AfD-Rechtsaußen Björn Höcke die Reden von Joseph Goebbels analysiert und daraus "Höcke-Reden mit modifizierten Versatzstücken" abgeleitet, um jene Formel zu suchen, "die in den Dreißigerjahren zum Erfolg führte". Auch Höcke selbst erwägt rechtliche Schritte.

Und es gibt noch mehr Dementis. So sah sich ein Sprecher des Bundesamtes für Verfassungsschutz zu einer Klarstellung genötigt und erklärte: "Selbstverständlich hegt Herr Dr. Maaßen keinerlei politische Sympathie für die AfD."

Dieser Eindruck war bei manchem bei Lektüre des Buches entstanden. Denn die Autorin beschreibt, dass Amtschef Georg Maaßen der ehemaligen AfD-Chefin Frauke Petry Tipps gegeben habe, wie sie sich verhalten müsse, um einer Beobachtung durch den Verfassungsschutz zu entgehen – etwa durch ein Parteiausschlussverfahren gegen Höcke.

"Die beiden scheinen so etwas wie Sympathie füreinander entwickelt zu haben", heißt es im Buch über Petry und Maaßen, was SPD-Vize Thorsten Schäfer-Gümbel beunruhigt. "Sollte der Verfassungsschutzpräsident der AfD tatsächlich Tipps gegeben haben, ist das ein starkes Stück", meint er.

Maaßen dementiert die Treffen nicht, wohl aber die Tipps. Er spreche regelmäßig mit den Spitzen der Parteien, mache dabei aber keine Politikberatung. Es ist in Berlin allerdings kein Geheimnis, dass Maaßen zu den Kritikern der Flüchtlingspolitik von Kanzlerin Angela Merkel zählt.

Schreiber versichert, alle Aussagen entsprächen der Wahrheit, und betont: "Ich lasse mich nicht mundtot machen." Petry habe mehrfach ihr gegenüber erwähnt, dass Maaßen der Partei "wohlgesonnen sei" und man "diesen Vorteil nicht verspielen dürfe."

Was den Schlagerstar aus Österreich betrifft, so wurde natürlich spekuliert, es könnte sich um Andreas Gabalier handeln. Dessen Management erklärte am Montag auf Anfrage des STANDARD, es lägen "keinerlei Informationen über Parteispenden weder im In- noch im Ausland vor". (Birgit Baumann aus Berlin, 13.8.2018)