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Labour-Chef Jeremy Corbyn sicht sich erneut Vorwürfen des Antisemitismus gegenüber.

Foto: AP / Matt Dunham

Tel Aviv/London – Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu hat den britischen Oppositionschef Jeremy Corbyn für ein Gedenken an die palästinensischen Terroristen des Münchner Olympia-Attentats kritisiert. Dies "verdient eine eindeutige Verurteilung von jedem – links, rechts und alles dazwischen", schrieb Netanjahu am Montagabend auf Twitter. Corbyn hielt Netanjahu im Gegenzug die Toten bei Gaza-Protesten vor.

Corbyn hatte zuvor nach Medienberichten die Teilnahme an einer entsprechenden Gedenkveranstaltung bestätigt. Beim Olympia-Attentat hatte die palästinensische Terrororganisation "Schwarzer September" 1972 im Olympischen Dorf in München Sportler als Geiseln genommen, um Gefangene in Israel freizupressen. In einem Apartment und bei einer anschließenden Befreiungsaktion auf dem Flugplatz Fürstenfeldbruck starben elf israelische Sportler und ein Polizist. Auch fünf Terroristen kamen ums Leben.

"Denke nicht, dass ich dabei war"

Corbyn hatte zuvor in einem Interview mit dem Fernsehsender "SkyNews" gesagt, er sei bei der Kranzniederlegung anwesend gewesen. "Ich denke nicht, dass ich wirklich involviert gewesen bin." Er sei dort gewesen, weil "ich ein passendes Denkmal sehen wollte, für jeden, der bei einem terroristischen Vorfall gestorben ist (...)". Es sei nicht möglich, Frieden durch einen Kreislauf der Gewalt zu erreichen, nur durch Dialog.

"Die Kranzniederlegung durch Jeremy Corbyn an den Gräbern jener Terroristen, die das Massaker von München verursacht haben und sein Vergleich von Israel mit den Nazis verdient eine eindeutige Verurteilung von jedem – links, rechts und alles dazwischen", twitterte Netanjahu am Montag.

Corbyn wies die Vorwürfe des konservativen israelischen Politikers auf Twitter als "falsch" zurück, und legte nach: "Was eine eindeutige Verurteilung verdient, ist die Tötung von mehr als 160 palästinensischen Demonstranten in Gaza durch israelische Truppen seit März, darunter Dutzende Kinder."

Streit um Anerkennung Palästinas

Der Oppositionschef hat wiederholt Maßnahmen Israels gegen Palästinenser angeprangert. Ende Juni schrieb Corbyn auf Twitter, dass eine Labour-Regierung Palästina als Staat anerkennen werde. Dies sei ein Schritt zu einer wirklichen Zweistaatenlösung im israelisch-palästinensischen Konflikt. Am Montag kritisierte er das jüngst von Israel beschlossene Nationalitätengesetz als "diskriminierend" gegenüber der palästinensischen Minderheit.

Corbyn hatte sich kürzlich nach massivem Druck öffentlich für Antisemitismus in seiner Labour-Partei entschuldigt. Ihm wird seit Längerem vorgeworfen, nicht entschlossen genug gegen antisemitische Tendenzen in den eigenen Reihen vorzugehen. (APA, 14.8.2018)