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Heung Min Son wird den Tottenham Hotspurs in den ersten Saisonspielen fehlen.

Foto: REUTERS Fotograf: John Sibley

Jakarta/München – Es ist noch gar nicht so lange her, da sorgte Heung Min Son in Deutschland für lähmendes Entsetzen. 27. Juni 2018, letztes Vorrundenspiel der WM in Russland, es lief schon die sechste Minute der Nachspielzeit zwischen dem taumelnden Weltmeister und Südkorea: Nach einem Ballverlust von Keeper Manuel Neuer rannte Son alleine auf das deutsche Tor zu, schob den Ball über die Linie und besiegelte endgültig das Aus des Titelverteidigers.

Gold oder Militärdienst

Son half der Triumph jedoch nicht entscheidend weiter. Seine Hoffnung, er würde dadurch dem Militärdienst entgehen, erfüllte sich nicht. Für alle südkoreanischen Männer gilt eine mindestens 21 Monate dauernde Wehrpflicht – im Fall von Son bedeutet dies: Er ist nur bis zu seinem 27. Geburtstag am 8. Juli 2019 befreit, danach müsste er einrücken. Es sei denn, er gewinnt bei den Asienspielen im indonesischen Jakarta Gold mit Südkorea.

Südkoreanische Sportler, die bei Olympischen Spielen eine Medaille gewinnen oder – auch als Mitglied einer Mannschaft – Gold bei den Asienspielen, werden vom Militärdienst befreit. Ein vierwöchiger Grundwehrdienst als Feigenblatt, das war es dann schon. Son wäre längst frei von allen Verpflichtungen, hätte er 2014 an den Asienspielen teilnehmen dürfen. Sein damaliger Klub Bayer Leverkusen aber stellte den Angreifer nicht ab – Südkorea gewann ohne seinen Besten die Goldmedaille.

Tottenham lässt Son zu Asienspielen reisen

Tottenham Hotspur will das Unvermeidliche nun vermeiden. Sein derzeitiger Klub hat Son für die Asienspiele freigestellt, am Mittwoch beginnt für die Südkoreaner das Turnier gegen Bahrein (11.00 Uhr), es folgen Gruppenspiele gegen Malaysia und Kirgistan, das Endspiel um Gold und Sons Zukunft fände am 1. September statt. "Ich möchte mich bei meinem Teammanager und meinen Mitspielern entschuldigen, dass ich so lange nicht da bin", sagte Son bei seiner Abreise am Sonntag.

Allerdings: Gewinnt Südkorea Gold, wird Son lediglich drei Spiele in der Premier League verpasst haben. Kommt er früher oder ohne Gold zurück, müssen er und Tottenham ihre Pläne über den Haufen werfen. Son wird dann von Sommer 2019 bis Frühjahr 2021 Militärdienst in Südkorea schieben müssen – obwohl er und die Spurs den Vertrag erst im Juli bis 2023 verlängert haben. Statt umgerechnet 95.000 Euro pro Woche wird er dann nur noch einen Sold von 240 Euro monatlich bekommen.

In der südkoreanischen K-League spielt kurioserweise die Mannschaft des südkoreanischen Militärs mit, Sangju Sangmu. Doch Son, der beste Fußballer Asiens, ist für den Klub nicht spielberechtigt – weil er noch nie in der K-League spielte. (sid, 15.8.2018)