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Taner Kilic kommt frei.

Foto: AP/Amnesty

Istanbul/Ankara – Der Ehrenvorsitzenden der türkischen Sektion von Amnesty International ist nach über 14 Monaten aus der Untersuchungshaft entlassen worden. Ein Istanbuler Gericht hatte nach Angaben der Menschenrechtsorganisation die Freilassung von Taner Kilic am Mittwoch angeordnet.

Am Abend veröffentlichte ein Amnesty-Mitarbeiter via Twitter ein Foto, das Kilic mit Familienangehörigen vor dem Gefängnis zeigt. "Taner ist wirklich frei" lautete die Bildunterschrift.

Kilic war am 6. Juni 2017 in Izmir unter dem Vorwurf festgenommen worden, zur verbotenen Gülen-Bewegung zu gehören, die für den Putschversuch vom Juli 2016 verantwortlich gemacht wird. Amnesty fordert seit langem die Freilassung von Kilic und betont, dass es keinerlei Beweise gegen ihn gebe. Erst am 21. Juni entschied ein Gericht, ihn weiter in Untersuchungshaft zu behalten. Die nächste reguläre Anhörung war erst für den 7. November angesetzt.

"Grundlose Anschuldigungen"

Die türkische Amnesty-Sektion erklärte, in die Freude über die Freilassung mische sich Wut darüber, dass die grundlosen Anschuldigungen gegen ihn und weitere Mitstreiter nicht fallengelassen worden seien. Man werde weiter für die Menschenrechte in der Türkei und die Freilassung aller Menschenrechts-Aktivisten, Journalisten und anderen Personen kämpfen, die zu Unrecht nach dem Putschversuch inhaftiert worden seien.

Zusammen mit Kilic sind zehn weitere Menschenrechtsaktivisten angeklagt, die im Juli 2017 während eines Workshops auf der Insel Büyükada bei Istanbul festgenommen worden waren. Unter ihnen sind die türkische Amnesty-Direktorin Idil Eser, der Deutsche Peter Steudtner und der Schwede Ali Gharavi. Sie wurden bei der ersten Anhörung Ende Oktober auf freien Fuß gesetzt, Steudtner und Gharavi kehrten daraufhin in ihre Heimatländer zurück.

Die Justiz wirft Kilic vor, den Messengerdienst ByLock auf seinem Handy gehabt zu haben, der von den Gülen-Anhängern zur Kommunikation benutzt worden sein soll. Amnesty hat immer wieder betont, dass mehrere Gutachten belegt hätten, dass es dafür keinen Beweis gebe. Zehntausende Menschen wurden in der Türkei wegen ByLock festgenommen, obwohl die App laut Experten auch außerhalb der Gülen-Bewegung benutzt wurde.

Die Entscheidung über Kilics Freilassung erfolgte wenige Stunden, nachdem ein anderes Gericht einen Antrag zurückgewiesen hatte, den US-Pastor Andrew Brunson aus der U-Haft zu entlassen. Die Inhaftierung des evangelikalen Pfarrers aus Izmir belastet seit Monaten das Verhältnis zu den USA, die deshalb Sanktionen gegen zwei türkische Minister verhängt haben. Der Streit hat die türkische Lira drastisch einbrechen lassen. (APA, AFP, 15.8.2018)